Im Mai gab es einen Brandanschlag auf den Somalischen Kulturverein in der Märzstraße, Ende Juli auf einen Imbiss gegenüber. Bei einem Straßenfest wurde nun für den Wiederaufbau des Vereins gesammelt – und die Community sichtbar gemacht.
Text: Franziska Schwarz, Fotos: Michael Bigus
Samstag, 26. September. Die somalische Community lädt zu Buffet, Henna-Tattoos und Basteln für Kinder auf den Urban-Loritz-Platz. Man möchte sichtbar sein, sagt der Vorsitzende des Vereins, Muhamed Bashiir Harawe, der Waldviertler trägt. Seit 2007 gibt es den Österreichisch-
Somalischen Kultur- und Sportverein in der Märzstraße. Am 16. Mai brannten die Räumlichkeiten nach einem Anschlag fast völlig aus. «Seit Mitte Mai haben wir diesen Ort nicht mehr, und jetzt versuchen wir, ihn wieder aufzubauen. Das Wichtigste für uns ist, dass wir präsent sind, dass man uns sieht, dass wir zu diesem Staat gehören, zu diesem Ort, und dass wir ein Zeichen setzen gegen Diskriminierungen, gegen Rassismus, gegen Ausgrenzungen. Danke, dass ihr alle da seid», sagt Muhamed Bashiir Harawe.
Den Brand überstehen.
«Somalische Kultur, Sport und Integration sind die Aktivitäten im Verein», erzählt der stellvertretende Obmann, Said Abdinur. Man unterstützt sich beim Somalilernen, spielt Fußball und praktiziert den islamischen Glauben, die Vereinsräumlichkeiten beherbergten auch eine Moschee. Integration sei zum Beispiel das Solifest, das von verschiedenen Gruppen aus dem 15. Bezirk gemeinsam mit dem Verein organisiert wurde. Beim somalischen Buffet werden Spenden für den Wiederaufbau des Vereins gesammelt, mehrmals präsentiert eine Gruppe junger Somalis den traditionellen Tanz Dhaanto Cusub, der auch auf einen Rave passen würde.
Gearbeitet wird im somalischen Kulturverein ehrenamtlich, der Verein selbst war nicht versichert. Die Versicherung der Hausverwaltung deckt die Schäden am Haus, aber alles, was dem Kulturverein gehörte, Computer und Drucker, Küche, Einrichtung, ist verbrannt. Nichts im Inneren des Vereinslokals habe den Brand überstanden, sagt er. Beim Fest liegen auf dem Infotisch Fotos der abgebrannten Innenräumlichkeiten. Der Schaden für den Verein ist groß, sagt Abdinur, eine konkrete Summe kann er nicht nennen. Auch wüssten die Mitglieder des Kulturvereins nicht, was das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen ist, so Said Abdinur. Aus einer parlamentarischen Anfrage geht hervor, dass es einen Tatverdächtigen gab, die Beantwortung durch das Justizministerium erfolgte Ende Juli. Die Kriminalpolizei hat ihre Ermittlungen zum ersten Brandanschlag vom 16. Mai abgeschlossen, der Akt liegt bei der Staatsanwaltschaft Wien, erfährt man von der Pressestelle der Polizei. In Bezug auf den Anschlag auf einen somalischen Imbiss am 26. Juli wird vom Wiener Landeskriminalamt, Ermittlungsbereich Brand, wegen «Verdacht der Brandstiftung durch unbekannte Täter/Innen ermittelt». Es gebe Videoaufnahmen vom zweiten Attentat, sagt Abdinur. Wegen der noch laufenden Ermittlungen können inhaltliche Anfragen derzeit nicht beantwortet werden, lässt Marco Jammer, Pressesprecher der Polizei Wien, wissen.
Symbolische Gesten.
«Die Vorfälle kamen überraschend», meint Said Abdinur. Mit den Anrainer_innen sei immer kommuniziert worden, man respektiere einander. Es habe schon Situationen gegeben, in denen die Polizei gerufen wurde, aber nie Probleme, die Anschläge auf die Community hätten vermuten lassen.
Finanziert hat sich der Verein aus Mitgliederbeiträgen, um Miete, Strom und Gas des Vereinslokals zu zahlen, Förderungen gab es keine. Im Moment ist der Verein noch eingemietet, wann und ob die Räumlichkeiten jemals wieder benutzbar sein werden, ist unklar.
Die somalische Community gehört zu Rudolfsheim-Fünfhaus. Die Menschen, die ihr zugehörig sind, sind Wiener_innen. Didi Zach, KPÖ-Landessprecher und Bezirksrat in 1150, erzählt von einem von ihm eingebrachten Resolutionsantrag, dem im Bezirskrat einstimmig zugestimmt wurde: «Wir, die Bezirksvertretung Rudolfsheim-Fünfhaus, sprechen uns – aufgrund aktueller Ereignisse – einmal mehr gegen Hass und Hetze aus, und wir stellen klar, dass wir auch weiterhin aktiv gegen Hass, Hetze und Gewalt auftreten werden.» Eine symbolische Geste: Die Außenwände des Vereinslokals in der Märzstraße sind immer noch verrußt.