Monopolyspiel mit Büroturmtun & lassen

Immo Aktuell

Die Dreifaltigkeit großer Bauprojekte im dritten Bezirk heißt TrIIIple, TownTown und Austro Tower. Letzterer wurde nun an einen Investmentfonds verkauft. Beim Soravia-Konzern klingeln die Kassen.

Text: Christian Bunke, Illustration: Much

Die Soravia ist aus dem Wiener Baugeschehen nicht wegzudenken. Das laut Selbstdarstellung «eigentümergeführte Familienunternehmen» ist bei vielen großen Projekten mittendrin statt nur dabei. Jüngere Highlights sind die Übernahme der alten Sargfabrik in Liesing, die Privatisierung des Dorotheums oder die Luxussanierung der 2001 abgebrannten Sofiensäle. Im transdanubischen Kaisermühlen beteiligt sich die sogenannte Familienfirma an den
Danube Flats.
Am Donaukanal hat die Soravia zwei besonders lukrative Eisen im Feuer. Das ist zum einen das TrIIIple mit 12.000 Quadratmetern Bürofläche und 500 frei finanzierten Wohnungen. Geworben wird mit einer «optimalen Verbindung zur Innenstadt und zum Flughafen». Direkt daneben entsteht der Austro Tower mit 38 Stockwerken, 135 Metern Höhe und passenderweise der Austro Control als Hauptmieterin. So rückt der Wiener Flughafen noch näher an die Wiener Innenstadt heran. Auch die ASFINAG soll hier einziehen. 80 Prozent der Bürofläche sind somit bereits lange vor der geplanten Fertigstellung im Jahr 2021 vermietet. Als «Vollendung eines Stadtteils» wurde das vollmundig angepriesen.

Ein Asset am Donaukanal.

Man könnte «Vollendung eines Spekulationsobjekts» dazu sagen, denn jetzt hat die Soravia den Austro Tower an deutsche, global operierende Immobilienfonds verkauft. «Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart», heißt es in der entsprechenden Aussendung. Selbstredend. Die wirklich wichtigen Infos darf die interessierte Öffentlichkeit nicht erfahren.
Wer aber sind die Käufer_innen? Da ist zum einen die Deka Immobilien, ein von den deutschen Sparkassen betriebener «Spezialist für Immobilieninvestments». Der Fonds unterstützt 1,5 Millionen private und über 400 institutionelle Anleger_innen und hat weltweit «Assets» im Wert von 43,3 Milliarden Euro, die sich auf «528 Immobilien in 27 Ländern auf 5 Kontinenten» verteilen. Wien kann sich freuen. Die Hauptstadt ist in der weltweiten Immo-Liga vorne mit dabei. Immobilien sind dabei nur ein Geschäftsfeld der ­DekaBank, dem Wertpapierhaus der deutschen Sparkassen. Das Haus hat eigenen Angaben zu Folge «total Assets in Höhe von 313 Milliarden Euro» und bezeichnet sich selbst als «einer der größten Wertpapierdienstleister und Immobilien-Asset Manager in Deutschland.» Die Deka investiert in allerlei unappetitliche Sparten. Dazu gehören Rüstungs- und Bergbaukonzerne. Im Jahr 2017/18 investierte zum Beispiel der Deka-Multi Asset Income Fonds in die Rüstungskonzerne BAE Systems, Northrop Grumman und Leonardo sowie in die Kohlefirmen BHP Billiton, Rio Tinto, American Electric Power oder Glencore. Deka investiert außerdem in Airbus, Rheinmetall und ThyssenKrupp.
Beim Kauf des Austro Towers arbeitet Deka Immobilien mit der Master-KVG Institutional Investment-Partners zusammen. Dabei handelt es sich um eine aus Deutschland und Luxemburg heraus agierende Abteilung der Institutional Investment Group, einem europaweit agierenden Finanzkonzern. «Unsere Passion gilt der Immobilie als Assetklasse» – also dem Profit. Der Konzern verwaltet laut eigenen Angaben «über 30 Milliarden Euro Immobilienvermögen in ca. 25 Ländern und nimmt damit eine marktführende Position in der Administration von Immobilienvermögen ein.» Dieses soll institutionellen Anleger_innen zugutekommen. «Anleger des Fonds sind mehrere Versorgungswerke», heißt es dazu in einer Aussendung über den Kauf des Austro Towers.

Pensionsvorsorge im Austro Tower.

Bei diesen Versorgungswerken handelt es sich um die auf einer gesetzlichen Pflichtmitgliedschaft beruhende Altersversorgung für kammerfähige freie Berufe in Deutschland, also Ärzt_innen, Apotheker_innen, Rechtsanwält_innen und so weiter. Auch deutsche Landtagsabgeordnete werden über solche Versorgungswerke bezahlt. Die Mieten von Austro Control und ASFINAG werden also für Pensionen im Ausland verwendet. Man könnte hier viele Worte verlieren, zum Beispiel darüber, wie in zahlreichen Ländern die Pensionsversorgung zunehmend am Tropf privater Finanzmärkte hängt. Der Austro Tower ist ein gutes Beispiel dafür.
Er ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie bei vielen Prestigeprojekten der Wiener Baupolitik die Begriffe «leistbares Wohnen», ­«sozialer Wohnbau» oder «demokratisches, kommunales Gemeineigentum» überhaupt keine Rolle spielen. Stattdessen geht es um «Assets» und «ausschüttungsorientiertes sowie langfristig ausgerichtetes Investment», wie die Deka bekundet. Prestigebauten wie Austro Tower oder TrIIIple helfen im Übrigen immer dabei, die Mieten am privaten Markt nach oben zu treiben. Soziale Baupolitik ist das nicht. 

Infos: dekaprotest.de

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