Musikarbeiter unterwegs: Eine super Wienmusik!Allgemein

Anghel de la Viena, M.a. groovt sich schon ein! (Foto: Mario Lang)

Anghel de Viena

Anghel de la Viena wird am Augustin-Hoffest seine Musik zwischen Balkanika und Hip-Hop präsentieren. Ein Kennenlernen und Vorstellen.

Es ist ein verhatschter ­Feiertag, nicht der blühende Spätfrühlingstag, den wir uns alle grundsätzlich und immer verdienen, später sollte es wieder ordentlich regnen. Wegen Wetter, respektive dessen Misslingens – anders als der Kronen Zeitung kommt mensch dem einfach nicht aus – musste das eingangs schon erwähnte ­Augustin-Hoffest auf ­seinen neuen Termin am 23. Juni wandern. Dieser (nicht ganz) freiwilligen Wanderbewegung – Kommt! ins Offene, Freund:innen! – wohnt die ­begründete Hoffnung inne, dass sich das diesmal ausgeht mit dem gemeinsamen ­Feiern outdoor. Gewiss zur Freude und auf Wunsch vieler rumänischer Augustin-Zeitungsverkäufer:innen, hat Anghel ­Ionel auch beim zweiten Anlauf Zeit zu performen, was der Sänger und Produzent gerne und mit vollem Einsatz tun wird. Der entsprechenden Community ist er durch die Qualität seiner Musik, seiner Stücke und Auftritte ein Begriff, und das nicht nur in Wien.

Ein Musiker geht fischen

Netterweise trifft Anghel die Musikarbeiter unkompliziert am Feiertag, danach gönnt er sich ein wenig Entspannung beim Fischen. So schnell können wir gar nicht schauen, hat uns der 1983 in einer Stadt in der Nähe von Bukarest geborene Anghel – das heißt genau das, was Sie denken! – eingeladen (Wer jetzt übrigens «Anfütterung» murmelt, wird strafweise als Harald Mahrer wiedergeboren!). Selbst gönnt er sich ein Stück Pizza, von der Arbeit zu unserem Termin am Rochusmarkt kommend, mit seinem Kastenwagen erledigt er Transportdienste. Trotz der hohen Qualität seines Outputs und dem Einsatz, mit dem Anghel seine Musik betreibt, kann er ausschließlich von deren Erlösen, wie so viele, sein materielles Überleben nicht sichern. «Musik ist ein ganz großes Hobby», sagt er, ergänzt dann, dass er in ihr definitiv seine Zukunft sieht. Der Kastenwagen ist praktisch, wenn er für Hochzeiten und Feste in Rumänien oder anderswo außerhalb Wiens gebucht wird, was gar nicht selten der Fall ist.

Mehr Rhythmus!

Anghel arbeitet im eigenen Studio (Anghel Studio im 10. Bezirk), wo er auch für andere Interpret:innen und Sänger:innen, die das Abenteuer ­Musik auf einem lässigen, ­professionellen ­Niveau ausprobieren wollen, passend zugeschnittene Backing-Tracks zur Verfügung stellt. In einem Club im 22., zu dem er Zugang hat, kann mensch dann gleich allfällige Livequalitäten und Lampenfieber-Faktor austesten. Auch für Kinder bietet er solches Musik-als-Performer:innen-Kennenlern-Service an.
Seine eigenen Stücke decken ein weites Feld ab, «balkanisch traditionell bis Hip-Hop», sagt er, wobei es im weitesten Sinne immer unterhaltende Tanzmusik ist, um die es ihm geht. Wobei das ­Tempo schon gedrosselt werden darf, und melan­cholische Zwischentöne voller Sentiment und einer nicht zu schweren Traurigkeit, ruhigere Stücke ihre Funktion (nicht nur) in der Dynamik ­eines Live-Sets haben, um dann wieder anzuziehen: «Mehr Rhythmus!» Wenn Anghel über sein Live-Setting spricht, ist schnell zu merken, dass er weiß, was er wie tut. Für den ­Augustin wird er singen, begleitet von Keyboard, Saxophon und ­Akkordeon. Schon im Set-up best of both worlds, ­Tradition und Gegenwart. Er zeigt uns ein Video, das neben vielen anderen auf seinem YouTube-Kanal aufzurufen ist. «Din corpul ei iese fum», was sich laut Internet als «Rauch kommt aus ihrem Körper» übersetzt. Das musikalisch recht launige, eingängige Lied ist, wie viele der Videos Anghels, mit attrak­tiven Frauen bevölkert. Im ­speziellen Fall ist die Geschichte wohl die: Eine ­Polizistin setzt ­einen Musi­ker fest, damit dieser weiter das ­Seine tut und sie einmal ordentlich Spaß haben kann. Da ­könnte mensch jetzt über das Frauenbild in der Musik reden, über kulturellen Rela­tivismus oder darüber, warum jemanden wie den Autor, der mit A(ll)C(ops)A(re)B(astards) sozialisiert wurde, diese ­Story auf interessante Art berührt. Oder es mit der Erinnerung im Kopf – dass derselbe Autor vor weniger als ­einer Woche bei einer Hochzeit zu «Atemlos durch die Nacht» abging (es existiert kein Video!) wie eine glückliche Rakete, ebenso zu bosnischen Stücken mit strangen Sounds, ­keine ­Ahnung von Texten und Bedeutungen – einfach bleiben lässt. Kontext, ­Babys, Kontext! Tanzen wir doch gemeinsam zur Musik von ­Anghel de la Viena!

www.youtube.com/@AnghelStudio
Live: Fr, 23.6., Augustin-Hoffest

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