Nachbar_innenstadt: Halt mit Beton und Asphaltvorstadt

U1-Station Aderklaaer Straße: Ich verlasse die U-Bahn, eine breite betonierte Unterführung führt mich zur Straße hin. Wagramer Straße, Höhe Rinterzelt. Drei Autospuren stadteinwärts, drei Spuren stadtauswärts. Ein Stück weiter kreuzt groß- und mehrspurig die Groß Jedlersdorfer Straße. Verkehrshölle.Die vielen hohen Wohnklötze schauen aus, wie gerade eben gebaut. Einkaufszentrum, Riesen-Möbelhäuser, eins nach dem anderen. Mir graust’s – was ist das für eine menschenfeindliche Stadtplanung? Zu einem dieser Möbelhäuser gehe ich und finde den Eingang nicht, muss elendslange Glasfassaden abgehen, ohne dass eine Aufschrift die richtige Richtung anzeigt. Als ich um die dritte Ecke biege, zeigt mir der riesenhafte Parkplatz an – der zusammen mit den Parkplätzen zweier angrenzender Einkaufshäuser die Dimension des halben Stadtparks zu haben scheint –, dass ich am Ziel bin. Ja, klar. Hierher kommen alle mit dem Auto. Die werden mit großen Anzeigen über der Straße in die richtige Abbiegespur gelotst. Schilder oder Hinweise für Fußgänger_innen? Wozu?

«Jahrzehnte hat man die Stadt auf den Autoverkehr zugerichtet, jetzt geht es Gott sei Dank wieder in die andere Richtung.» Der Satz eines kritischen Wiener Verkehrsexperten fällt mir auf dem Rückweg zur U-Bahn ein und ich denke mir: Wo bitte? Der Autobahntunnel unter dem Nationalpark Lobau ist nach wie vor in Planung, unterstützt nicht nur von der ASFINAG, sondern auch von der SP-Rathausfraktion. Wien macht wie immer ambitionierte Strategien: Die Stadt kommuniziert in der «Smart City-Rahmenstrategie», der Autoverkehr werde bis 2030 halbiert. Gelingen soll das durch Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel und durch den Ausbau Wiens zu einer fußgänger_innen- und radfahrfreundlichen Stadt. Das aber nur in der Innenstadt zu versuchen, ist zu wenig ambitioniert.

In den Randbezirken jedenfalls haben die Autofahrer_innen, die Straßenbauer_innen und Betonierer_innen das Sagen. Hier gilt noch die inoffizielle Maxime der ASFINAG: «Gib der Natur Halt mit Beton und Asphalt».