Nachbar_innenstadt: Impactstarkes Highlightvorstadt

Wenn Sie sich an Premiumstandorten im innerstädtischen Bereich herumtreiben, dann wird Ihnen vielleicht aufgefallen sein, dass sich die in digitale Produktwelten verwandelt haben, wo Botschaften (Sie) begleiten vom Eintreffen in die U-Bahn-Station zu den Rolltreppen bis hin zum Bahnsteig und in der U-Bahn.Sie werden die unübersehbaren impactstarken Highlights vielleicht nicht als solche empfinden und sie daher nicht gleichermaßen feiern, wie es die Gewista auf ihrer Website tut, die betont, dass keine Wünsche … offen bleiben. Die Rede ist offenbar von kommerziellen Wünschen der Kund_innen der Gewista, auch denen der Gewista und der Wiener Linien. Wen aber scheren die Wünsche der Kund_innen der Wiener Linien? Ich fühle mich durch die neuen Digital Screens in der U-Bahn-Station Schwedenplatz, einem Premiumstandort, den ich täglich frequentiere, extrem belästigt. 22 Screens links und rechts jeder Rolltreppe, in der Station auch noch sieben riesige Screens.

Seit 2008 ein Millionendeal der Gewista mit den Wiener Verkehrsbetrieben geschlossen wurde, ist «Station Branding» möglich – die Kompletttapezierung einer Station mit einer Werbebotschaft. Vor einigen Jahren war die U-Bahn-Station Schwedenplatz für Wochen komplett mit H&M-Plakaten überzogen worden: über und über magersüchtige Models vor schwarzem Hintergrund. «Ein Entrinnen, ein Vorbeischauen gibt es nicht bei dieser Werbeform», pries diese der Gewista-Verantwortliche, auch der WVB-Geschäftsführer frohlockte: Eine vierwöchiges Station-Branding bringe bis zu 110.000 Euro an Einnahmen. Von den 13.900 pro Woche für einen 10-Sekunden-Werbespot alle 60 Sekunden auf den Digital Screens am Schwedenplatz werden auch erkleckliche Summen an die Wiener Linien fließen. Kommen die Einnahmen, die die Wiener Linien durch Vermietung und Vermarktung der öffentlichen Flächen in großem Stil lukrieren, auch wirklich denen zugute, die sie ertragen müssen? Die Fantasie, immer neue Flächen für die Werbung zu erschließen, ist unbegrenzt. In Peking waren bereits vor Jahren die U-Bahn-Schächte mit Werbebildschirmen tapeziert, deren Bilder in der Geschwindigkeit des Zuges mitfahren. Werden wir zukünftig auf Gehsteigen gehen und auf Hausfassaden sehen, die digitale Werbebotschaften auf uns einhämmern?