«Es kann sein, dass die Menschheit eine vorübergehende Party ist, die auch einmal aufhört.» Dieser Satz von Kees Christiaanse, dem Leiter des «Centre for Global Environmental Sustainability», einem Forschungszentrum für die Zukunft der Städte, im Radio gehört, trifft bei mir ins Schwarze. Wohin sind wir unterwegs?! Wie oft denke ich mir das in letzter Zeit.Er bezog seine Äußerung auf das rasante Wachstum ostasiatischer Städte wie Singapur oder Seoul und die sozialen und ökologischen Probleme, die die Urbanisierung mit sich bringt. Ich meine es viel umfassender. In China wurden Millionen Bauern und Bäuerinnen in den letzten 20 Jahren zu Städter_innen gemacht. Die Absicht dahinter: Nur als städtische Konsument_innen erfüllen sie die Funktion, das chinesische Wirtschaftswachstum langfristig abzusichern. Im Reich der Mitte gibt es mittlerweile 50 Millionenstädte. Tendenz stark steigend. Diese Megastädte ersticken heute schon am Smog und kämpfen mit vielfältigen Ver- und Entsorgungsproblemen. Ganz abgesehen von den sozialen Problemen, dem immer stärkeren Auseinanderklaffen von Arm und Reich und der globalen Übernutzung der Ressourcen. Nachhaltige Stadtentwicklung ist jetzt die Maxime. Aber wie rasch umsteuern, bevor die Party zu Ende ist? Das geht in autoritär regierten Staaten leichter als hierzulande. Aber sind so große Städte überhaupt sozial und ökologisch verträglich gestaltbar?
Ländliche Regionen veröden, Städte wachsen. Bevölkerungsprognosen der Vereinten Nationen schätzen den weltweiten Verstädterungsgrad bis zum Jahr 2050 auf 70 Prozent. Die Entwicklungen in Österreich sind da vergleichsweise beschaulich. Wien als am stärksten wachsende Stadt wächst laut Prognose bis 2050 so viel wie Lagos in einem Jahr, also ca. um 350.000 Personen. Und wird damit 2050 so groß sein, wie es 1910 schon einmal war. Eines wird sich geändert haben: In Wien wird es weniger Kinder, mehr alte Menschen geben – und mehr Zuwanderer_innen, die das ein wenig ausgleichen. Wir werden uns gewöhnen müssen, Menschen aus anderen Weltgegenden zu Nachbar_innen zu haben, und sollten langsam lernen, uns zu freuen, dass die durch die Nazis gewaltsam hergestellte Monokultur an ihr Ende kommt.