Nächste Frage: Bodenfragetun & lassen

Sachbuch

Muss man Boden besitzen, um ihn zu nutzen? Darf man ihn wie ein normales Wirtschaftsgut behandeln? Was ist leistungsloser Gewinn, und könnte er steuerpflichtig werden? Stefan Rettich und Sabine Tastel von der Universität Kassel haben ein Buch zur Bodenfrage herausgegeben. Zwar muss man ihre Einschätzung, die Bodenfrage käme in bisherigen Klimadebatten zu kurz, nicht teilen, aber ihr Band versammelt interessante Perspektiven aus Architektur und Planung, von denen die Debatte profitieren kann. In der Mitte des Buches macht eine Art Gebrauchsanweisung für die Bodenfrage 36 Aspekte auf, die man in der nächsten Bodendiskussion als Schummelzettel verwenden kann: Da wird Boden als Ware ebenso verhandelt wie seine Versiegelung, kommunaler Grundbesitz als Steuerungsinstrument genauso wie Grunderwerbssteuer und Spekulationsfrist. Das Buch basiert auf einer Ausstellung, und es wirkt auch wie – durchaus schön und pragmatisch gestaltete – Infotafeln zwischen zwei Buchdeckeln. Die Gedanken der verschiedenen Autor_innen zur Eigentumsfrage, und wie Staat und Markt sich gegenüber einander und gegenüber dem Boden verhalten sollten, erscheinen teils etwas naiv, andernteils bieten sie jedenfalls eine gute, einführende Grundlagenlektüre in eine der weltumspannendsten Fragen.

Stefan Rettich, Sabine Tastel (Hg.): Die Bodenfrage – Klima, Ökonomie, Gemeinwohl
Jovis Verlag 2020, 144 Seiten 16,50 Euro