Geflüchtete Künstler_innen in «Traiskirchen. Das Musical»
Heißes Volkstheater im Juni 2017, immer mehr füllt sich der Saal, bis alle Plätze belegt sind. Lange habe ich es nicht mehr so voll gesehen. Einige meiner Kolleg_innen erkenne ich, wir reden darüber, was uns hierher führt, zu einem Musical, für das Künstler_innen aus der ganzen Welt gecastet wurden, die zu zwei Dritteln Fluchterfahrung und alle Traiskirchen irgendwann als Station erlebt haben.
Foto: Christian Stangl
Das Künstler_innenkollektiv «Die schweigende Mehrheit» unter Leitung von Tina Leisch und Bernhard Dechant ist Anlaufstelle geworden, Vermittlerin, ja Hilfsorganisation. Künstler_innen müssen achtsam sein, nicht durch Politik vereinnahmt zu werden. Der wankende Status eines Flüchtlings ist eine politische Kategorie, mit der man Geld verdienen kann.
«Traiskirchen» ist ein Stück völlig chaotisches Musiktheater ohne musikalische Linie, ohne Erzählung. Aber das ist egal. Es ist ein politisches Statement. Der in Syrien ausgebildete Schauspieler Khaled Al Mobayed, der eine sensationelle Mikl-Leitner-Parodie hinlegt (deren Text übrigens von Augustin-Mitarbeiter Richard Schuberth stammt) und viel in das Stück eingebracht hat an eigenen Ideen, sollte den Nestroypreis der Stadt Wien erhalten. Sakina Teyna schrieb das kurdische Lied «Der Westen meines Herzens», eine Hymne auf eine Utopie, die in jedem von uns wohnt und im Grunde unerreichbar ist. Wunderschön gesungen. Moussa Thiewa, Schauspieler und Musiker, führt als einzig stringente Figur äußerst tragikomisch als Securitybeamter durch den Abend. Was mich als Künstlerin, Feministin interessiert, wären neue Ausdrucksformen und nicht nur das Reproduzieren westlicher Künste in Form von Musicals. Lassen wir geflüchtete Künstler_innen selbst inszenieren! Auf jeden Fall ansehen, sich eine eigene Meinung bilden und mit vielen Leuten darüber reden.
Mi, 27. September, Stadttheater Wels
Di, 17. Oktober, Veranstaltungszentrum Floridsdorf
Fr, 24. November, Volkstheater Wien
