Neu beginnentun & lassen

Foto: Mario Lang

Augustinerin Loveth Uwagboe

Zum Augustin bin ich 2021 gekommen, weil ich dringend eine Arbeit gesucht habe. Immer wieder habe ich Freund:innen in Graz besucht, aber Wien ist der Ort, an dem ich sonst alles habe. Seit ich 2015 hergekommen bin, habe ich langsam Leute kennengelernt – durch Feiern, verschiedene Straßenmärkte, die Kirche. In meiner afrikanischen Kirche laden wir auch manchmal Menschen aus anderen ­Gemeinden ein, es ist bunt gemischt. Hier habe ich Sicherheit, Freund:innen, Essen. ­Alles ist friedlich, du kannst dich ohne Angst frei bewegen. In Nigeria ist es nicht so. Es ist mein Land, aber ich vermisse es nicht. Ich habe meine Eltern verloren, als ich noch sehr jung war. Die Familie, bei der ich aufgewachsen bin, hat mir keine gute Erziehung mitgegeben. Ich durfte keine Ausbildung machen, musste zu Hause bleiben und auf ihre Kinder aufpassen. Aber ich bin dankbar, dass ich das überstanden habe und möchte hier mein ­Leben neu beginnen.
Ich würde gern eine Firma finden, die mich weiter ausbildet, egal welche. Vielleicht ­würde ich einen Staplerschein machen, Maschinen bedienen lernen oder in einer Reinigungsfirma arbeiten. Ich bin bereit, viel zu lernen, und ich werde es verwenden, um eine ­Arbeit zu finden. Ein Problem ist, dass ich nicht gut lesen kann. Jetzt habe ich einen Deutschkurs über die Caritas. In den Pausen vom Augustin-Verkaufen gehe ich auf YouTube und lerne mit Videos Deutsch. Manchmal lerne ich auch mit der Augustin-Zeitung oder versuche, mit den Menschen an meinem Verkaufsplatz ins Gespräch zu kommen. Wir reden, ­machen Witze, lachen zusammen. Das hilft. Die Menschen, die ich vor dem Supermarkt oder in der Kirche treffe, sind wie Familie für mich. Ich wohne mit einer Freundin, aber ich wünsche mir, einen guten Job zu haben, damit ich mir eine eigene Wohnung leisten kann. In meiner Freizeit treffe ich Freund:innen zum Essen und Reden, gehe im Park spazieren, schwimmen oder spiele Fußball. Ich ­liebe es zu tanzen – in der Kirche oder zu Hause. Das macht mich glücklich.
Nichts ist am Anfang einfach, doch ich gebe nicht auf und wünsche mir jeden Tag gute Dinge für die Zukunft: einen Mann, eine Familie, einen Job. Ich träume davon, ­Kinder zu haben. Schon jetzt bin ich eine Mutter für viele Kinder meiner Freund:innen. Die ­Kinder beim Supermarkt kommen sofort zu mir ­gerannt und spielen mit mir. Sie geben mir Freude. Ich weiß, dass all diese Dinge in Zukunft kommen werden. Ich vertraue auf die Hilfe von Gott und den Menschen in Österreich.

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