Neues von Frau Gschistibohavitschektun & lassen

Die Augustinverkäuferin Ihres Vertrauens könnte eine Landlose sein

Wenn Sie sich das nächste Mal insgeheim oder lauthals darüber alterieren, dass unter den Augustin-Verkäufer_innen auch Migrant_innen aus Süd- und Osteuropa sind, dann bedenken Sie unter anderem bitte auch Folgendes:

Dass reiche Investor_innen, zum Beispiel aus China, in Afrika Agrarflächen in großem Stil aufkaufen, wird in den Medien immer wieder thematisiert. Weniger bekannt ist, dass auch innerhalb der EU solches Landgrabbing stattfindet. Der EU-Beitritt Ungarns und Rumäniens beispielsweise erfolgte unter der Bedingung, dass der Immobilienmarkt liberalisiert wird. 2014 tritt diese Marktöffnung voll in Kraft. Weil auch die staatliche Förderung für bäuerliche Klein- und Mittelbetriebe fehlt, haben ausländische Investor_innen leichtes Spiel und kaufen verschuldete Höfe auf.

Oft nicht direkt: Zuerst erwerben rumänische Zwischenhändler_innen die einzelnen Parzellen. Sobald ein größeres Acker-Puzzle vollständig ist, geht der Boden mit entsprechendem Aufschlag an die Meistbietenden. (Das sind leider so gut wie nie rumänische Landwirt_innen, die ihren Betrieb erweitern wollen, sondern Investor_innen bzw. Konzerne aus dem Ausland.)

Auch Österreich mischt mit: Sechs Prozent der 700.000 Hektar Agrarland in Rumänien, die sich in ausländischer Hand befinden, befinden sich konkret in österreichischer Hand. Ähnlich ist es in Serbien und Ungarn. Besonders in ungarischen Dörfern entlang der österreichischen Grenze arbeiten vor allem burgenländische Landwirt_innen seit vielen Jahren, oft in halblegalen Verabredungen. Hier sind es vier Prozent der gesamten Agrarfläche, die österreichischen Betrieben Gewinn bringt.

Was wir nicht vergessen dürfen: Durch Kauf oder Pacht von Agrarland besteht auch die Zugangsmöglichkeit zu EU-Agrarförderungen.

Durch die Reduktion der von Einheimischen bewirtschafteten Höfe werden Dörfer verlassen. Die ländliche Bevölkerung überaltert. Die Selbstversorgung bei Lebensmitteln kann nicht mehr den eigenen Entscheidungen und Präferenzen gemäß erfolgen. Bäuerinnen und Bauern werden zur Auswanderung gedrängt.

Vermutlich haben Sie nichts dagegen, wenn diese Menschen als schlecht bezahlte und rechtlose Erntehelfer_innen in EU-Ländern arbeiten. Weil das die spanischen Paprika und die Paradeiser aus dem burgenländischen Seewinkel billiger macht. Nur in Wien wollen Sie sie halt nicht den Augustin verkaufen sehen.

Woher ich das alles weiß? Aus einem Artikel von Brigitte Reisenberger, der im SOL Nr. 157 abgedruckt wurde. Wenn Sie mehr wissen wollen:

www.fian.at/osteuropa oder www.nachhaltig.at

Christa Neubauer

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