Der Weg zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung, sagen die Expert_innen, führt ausschließlich über eine Erhöhung der Hektarerträge. Die ist nur mit erhöhter Düngung zu erreichen. Ich möchte eine Gegenthese aufstellen.
«Der beste Dünger ist der Schatten des Gärtners», sagt man in Asien. Will heißen: Je öfter die Gärtnerin im Garten arbeitet, umso höher sind die Erträge. Regelmäßige Bodenbearbeitung, das Aufbringen von Mulch und eine manuelle Schädlingsbekämpfung sind die besten Voraussetzungen für langfristig fruchtbare Garten- und Ackerflächen.Mittlerweile gibt es viele Expert_innen, die sagen, dass der kleinteilige Garten- und Ackerbau (mit intensiver Bearbeitung) weit höhere Hektarerträge brächte. Gehört werden sie freilich nicht, eher verlacht, in einer Gesellschaft von Agrarsubventionen und Landmaschinenindustrie. Was macht es schon, sagt der Großbauer, wenn am Rand eines Feldes ein meterbreiter Streifen aus maschinentechnischen Gründen nicht beerntet wird? Auch wenn wegen zu viel Hitze und Trockenheit ganze Krautfelder eingeackert werden müssen, spielt das keine große Rolle. Schließlich gibt es Subventionen und Versicherungen. Im Notfall springt das Land mit Katastrophenfonds ein.
Das wird noch einige Zeit funktionieren. Wenn es tatsächlich zu einer Lebensmittelknappheit kommt, werden wir es uns nicht mehr leisten können, ganze Krautfelder einzuackern. Weil wir dann nichts mehr haben werden, das wir anstelle des Krauts essen können.
Auch auf meinem Selbsterntebeet haben Hitze und Trockenheit dem Gemüse zugesetzt. Bleiben wir beim Kraut: Ich habe vier Pflanzen gesetzt, gemulcht und einige Male gegossen. Zu wenig offensichtlich. Von den vier Pflanzen haben nur zwei ein kleines Happerl entwickelt. Die anderen beiden haben nur einen losen Blattwuschel hervorgebracht. Ich habe sie dem Feld dennoch entrissen, um sie wenigstens als Hühnerfutter zu verwenden.
Beim Verarbeiten der Mini-Ernte stellte sich heraus, dass in den Blattachseln der Wuschel sich mehrere kleine Rosetten gebildet hatten. Ich tat mir die Arbeit an, sie abzuschneiden, zu putzen und mit wenig Schmalz, Salz und etwas Wasser eine knappe Viertelstunde zu dünsten. Sie schmeckten wie Kohlsprossen, frisch und knackig.
Aus den vier Pflanzen, die die Großbäuerin achselzuckend eingeackert hätte, habe ich jeweils eine Portion Krautfleckerl, Paradeiskraut und Sprossenkohl herausgeholt. Nicht dass ich sage, dass es sich um ein optimales Ergebnis handelt. Aber dreimal essen ist besser als einmal Katastrophenfonds finanzieren.
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