Biografie
Karl Schwanzer (1918–1975) gilt als einer der prägendsten Architekten der österreichischen Nachkriegsmoderne (er entwarf u. a. das «20er Haus»). Moderne Architektur lernte Schwanzer selbst erst nach dem 2. Weltkrieg auf Auslandsreisen kennen, während seines Studiums an der TH (ab 1937) und seiner ersten Arbeitsjahre war moderne Baukunst verpönt, und der Student und junge Architekt verhielt sich zumindest konform. Ein Nazi war er nicht, Berührungsängste gegenüber NS-Funktionären, -Organisationen und -Institutionen hatte der ehrgeizige junge Mann allerdings auch kaum. Der Zeitgeschichtler Franz J. Gangelmayer setzt sich in Karl Schwanzer. Die frühen Jahre eines Architekten von Weltruf mit Schwanzers Kindheit und Jugend und insbesondere seinem Leben und seiner Arbeit zur NS-Zeit auseinander. Der Band beruht auf akribischer Sichtung und Analyse zahlreicher Dokumente, u. a. aus dem Nachlass Schwanzers, den seine Söhne 2018 dem Wien Museum übergeben hatten. Knapp und trocken zeichnet Gangelmayer Privatleben und Werdegang Karl Schwanzers nach. Fragen, die aufgrund der Datenlage offen bleiben, lässt er als solche stehen, auf Spekulationen lässt sich der Historiker an keiner Stelle ein. Gewagte Interpretationen lasse das Material auch gar nicht zu, so Gangelmayer. « (…) Karl Schwanzers Verhältnis zum Nationalsozialismus ist weit komplexer und vielschichtiger und lässt sich eben nicht plakativ in Schwarz oder Weiß darstellen.»
Franz J. Gangelmayer: Karl Schwanzer. Die frühen Jahre
eines Architekten von Weltruf
Müry Salzmann 2020
112 Seiten, 25 Euro