Nichts AufregendesDichter Innenteil

Illustration: Thomas Kriebaum

Gottfrieds Tagebuch im Febraur 2024

11. 1.
Nach wie vor herrscht bei mir vorübergehend eine geistige Windstille. Ich schlafe schon seit Längerem eher schlecht und vielleicht liefert dieser Umstand eine plausible Erklärung für meine wirren Gedanken. Während ich mich in Richtung PC auf den Weg mache, bemerke ich, dass Kater Karlo die dazugehörige Tastatur belagert. Scheinbar möchte er sich als Chefsekretär bewerben. Mit einem dienstbereiten Ohr verfolge ich eine Dokumentation im TV, obwohl ich das sinnvollerweise besser mit mindestens einem Auge tun sollte. Irgendetwas verwirrt mich jetzt dann doch und ich kann offensichtlich weder Augen, noch Ohren trauen. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass eine Abgas-Sonderuntersuchung rein gar nichts mit einer Darmspiegelung zu tun hat. Ähnlich verhält es sich mit Analphabeten, die absolut nichts mit dem Hintern zu tun haben. Kater Karlo zeigt deutliche Anzeichen von Irritation und distanziert sich vollumfänglich von meinen Überlegungen.

19. 1.
Ich bin auf der Jagd nach gesunder Ernährung für mich. Kater Karlo hatte übrigens riesiges Glück mit seinem Weihnachtswichtel, denn der versorgte ihn für etwa einen Monat mit dem Feinsten, das es im Bereich Katzenfutter gibt. Obwohl er Protest gegen die Formulierung Katzenfutter einlegen möchte, denn immerhin sei er ja ein Kater. Aber ich schweife wie üblich ab. Das könnte aber auch daran liegen, dass Kater Karlo im Augenblick seinen eigenen Schatten beschimpft. «Wia da Herr, so sei Gschea!» heißt es im Volksmund. Aber wie ich jetzt bemerke, bin ich immer noch nicht unterwegs, um mich mit Nahrung zu versorgen. Obwohl mir jetzt schon vor dem Bezahlvorgang graut, freue ich mich trotzdem schon auf die nette Dame an der elektronischen Addierhilfe. Sie ist ja nicht schuld an den Preisen. Glaube ich zumindest.

25. 1.
Ich stöbere ein wenig im Internet und stoße im Zuge dessen auf ein altes Video, in dem ein gewisser Herr Doskozil, der seines Zeichens Probleme mit seiner Stimme hat, die Menschen darum bittet, ihm ihre Stimme zu geben. Diese Aussage scheint meine intellektuelle Grundausstattung zu überfordern. Aber was mich dann wirklich und restlos mental aus der Bahn wirft, ist ein Satz, der mir aus einem deutschen Privatsender entgegendröhnt. Jemand möchte möglichst intelligent wirken und formulieren, dass er etwas besonders bevorzugt, also präferiert. Ich bekomme allerdings zu hören, wie folgt: «Ja, ich perforiere das!»

26. 1.
Ich muss noch immer an die Verwendung von Fremdwörtern denken. Daher folgender Satz: «Ballistische Experimente mit kristallinem H2O auf dem Areal pädagogischer Institution unterliegen strengster Prohibition!» Übersetzung: «Schneeballwerfen auf dem Schulhof ist verboten!» Aber mit sowas kann mir niemand imprägnieren! Das beeinpresst mich nicht! Kater Karlo weiß wie üblich von nichts.

29. 1.
Ich wollte dringend erwähnen, dass heute nichts Aufregendes passiert ist. Das musste unbedingt einmal Erwähnung finden. Gestern übrigens auch nicht und ob morgen etwas vorfällt, weiß noch nicht einmal Kater Karlo. Der wiederum wärmt inzwischen regelmäßig meinen Polster.

1. 2.
Ein neues Tagebuch soll zu Bildschirm gebracht werden. Dabei könnte ein wenig Musik ganz hilfreich sein. Dazu untersuche ich das Du-Rohr sehr intensiv, Du-Rohr = Youtube. Nebenbei laufen die neuesten Nachrichten, was mich auf die, zur hohen Politik passende Musik bringt. Und zwar zu Dire Straits «Money For Nothing» performed by The Classic Rock Show.