Noch keine WohnungDichter Innenteil

Meine Wohngeschichte, Teil 6

Was mein Wohnungsproblem betrifft, hat sich doch etwas getan zu diesem Zeitpunkt, aktuell: Oktober 2017. Es gibt da jemanden, der mir bei den Problemen helfen möchte. Ob etwas draus wird oder nicht, wird man eh noch sehen.

Foto: Hans Wurst

Ich habe doch in meinem letzten Artikel etwas über Betreutes Wohnen geschrieben, und daraufhin hat sich jemand vom neunerhaus* mit mir in Verbindung gesetzt. Es kam zu einem Gespräch mit einer Dame, die dort arbeitet und das Gespräch verlief sehr nett und fruchtbar. Sie erklärte mir, welche Möglichkeiten das neunerhaus hat für Menschen, die genau in der gleichen Situation wie ich stecken.

Das neunerhaus bietet betreute Wohnungen an, wo dann die/der Bewohnerin/er die Möglichkeit hat, wenn sie das auch möchte, nach einer geraumen Zeit in Betreuung die Wohnung zu übernehmen, sprich den Mietvertag zu übernehmen. Das hört sich für mich alles sehr gut an. Die freundliche Dame vom neunerhaus fügte dann aber noch hinzu, dass man aber zuerst noch eine Zuweisung vom bzWO** – das ist die Wiener Wohnungslosenhilfe vom Fonds Soziales Wien (FSW) – benötigt. Freundlicherweise hilft mir die Dame vom neunerhaus mit ihren Kollegen weiter mit Beratung und Tipps, die sehr nützlich für mich sind. Danke an dieser Stelle an die Dame und den Herrn vom neunerhaus für diese Hilfestellung.

Ich muss noch erwähnen, dass ich zu meinen vorigen Artikeln jede Menge Feedbacks bekam. Aber mir haben diese Rückmeldungen auch keine Wohnung gebracht, das ist leider die traurige Wahrheit, und die zwei Personen vom neunerhaus sind die ersten, die meinen Artikel gelesen haben und mir wirklich helfen wollen.

Eine E-Mail an den Bürgermeister

Also bin ich im Jänner zum bzWO gefahren, um mir eine Zuweisung für eine Einrichtung zu holen. Ich stellte mich am Schalter an. Der Herr, der am Schalter saß, fragte mich, wie er mir denn helfen könne. Ich sagte es ihm. Er schaute in seinem PC nach und meinte: Sie haben doch dem Herrn Bürgermeister (Michael Häupl) eine E-Mail geschrieben, und er habe mich damals schon auf das bzWO verwiesen. Jedoch muss ich gestehen, dass mich die Antwort vom Herrn Bürgermeister abgeschreckt hat, weil er mir einen Platz in einem Betreuten-Wohnen-Projekt anbieten wollte, und das wollte ich nicht. Ich gebe zu, dass ich, was das betrifft, so meine Vorurteile hatte. Das war, bevor ich wusste, wie z. B. das neunerhaus arbeitet und was es da für Möglichkeiten gibt. So ich bin immer von einer Situation wie in Wohnheimen etwa in der Gänsbachergasse*** oder Siemensstraße*** ausgegangen, und denen gegenüber habe ich, ehrlich gesagt, noch immer meine Vorurteile, das gebe ich zu.

Darum habe ich das auch damals dankend abgelehnt und auch, weil ich auch der Meinung bin, dass eine Unterbringung in einem Wohnheim die Stadt Wien und den Steuerzahler zu viel kosten würde.

Der Herr am Schalter gab mir den Auftrag, noch ein paar Unterlagen zu besorgen. Er brauchte von mir meine Melde-History, da steht dann drauf, wo ich überall in Wien gemeldet oder wann ich nicht gemeldet war. Dafür musste ich zum Bezirksamt gehen. Der ganze Spaß hat sagenhafte 3,90 Euro gekostet. Das ist es mir natürlich wert, um eine Zuweisung für eine soziale Einrichtung zu bekommen.

Am nächsten Tag bin ich dann noch mal zum bzWO in die Lederergasse gefahren mit der Melde-History in der Hand. Ich war guter Dinge, jedoch stellte sich dann leider heraus, dass mir 6 Jahre fehlten. Also bin ich ins Augustin-Büro und ließ mir meine Postadresse bestätigen, die ich dort habe, seit ich den Augustin verkaufe – und das ist schon seit zirka 1998. Mit der Bestätigung vom Augustin bin ich dann wieder zum bzWO gefahren, gab meine Unterlagen ab, und siehe da, ich bekam einen Termin bei einer Sozialarbeiterin.

Vorrübergehender Wohnplatz

Eine Woche später ging ich zum besagten Termin. Die Sozialarbeiterin nahm meine Unterlagen entgegen, und ich gab ihr Auskunft auf ihre Fragen. Daraufhin, nach Absprache mit ihrem Vorgesetzten, meinte sie zu mir, dass ich einen vorübergehenden Wohnplatz entweder in der Gänsbachergasse oder Siemensstraße bekomme, was mir natürlich nicht gefiel, da ich ja in der Hoffnung war, ich würde eine Zuweisung für das neunerhaus bekommen. Auf meine Frage, warum ich gerade dort einen Wohnplatz bekomme, erwiderte sie, dass laut ihren Angaben nur Familien eine Zuweisung zum neunerhaus bekommen würden und die Menschen, die eventuell eine Möglichkeit auf eine Gemeindewohnung haben, entweder eine Zuweisung in die Gänsbachergasse oder Siemensstraße bekommen. Ich sagte ihr, dass ich nicht gerade sehr glücklich darüber bin, dass ich genau dort hinkomme, und ich weiß auch, warum, aber das erfahrt ihr noch.

Dann fragte sie mich, ob ich ein Einzelzimmer oder ein Doppelzimmer haben möchte. Ich sagte ihr, dass ich ein Einzelzimmer möchte.

Dann gab sie mir die Zuweisung und sagte, dass ich jeden Tag, den ich dort in dem Haus wohne, die Stadt Wien 30 Euro koste. Meine Antwort war: Dann gebt mir gleich eine Wohnung, dann koste ich der Stadt Wien nicht so viel, und ich zahl gleichzeitig noch die Wohnsteuer. Sie sagte: Ich weiß, ich kann halt leider auch nichts tun, Vorschrift ist Vorschrift.

Ich hab mir das mal ausgerechnet, weil es mich Interessiert hat, was ich die Stadt Wien im Monat, im Jahr kosten würde. Bei 31 Tagen im Monat sind 930 Euro im Monat, im Jahr wären das dann 11.160 Euro. Nicht gerade sehr wenig Geld.

Aber ich bekam nur eine Zuweisung für drei Monate. Was mich da erwarten wird, konnte mir die Sozialarbeiterin nicht erklären, sie meinte, dass ich in ein bis zwei Wochen einen Anruf bekommen würde und dass ich dann am gleichen Tag noch in eines von den beiden Häusern einziehen könne.

Am privaten Wohnungsmarkt

Jetzt ist es aber so, dass mich das nicht gerade sehr glücklich macht. Zum Glück konnte ich mir ein wenig Geld sparen, und so begann ich dann am privaten Wohnungsmarkt zu suchen. Ich fand doch tatsächlich günstige Wohnungen, die ich mir leisten kann, und ich fand auch zwei Wohnungen, die ich sofort gerne gehabt hätte, die waren unbefristet, günstig und in Bezirken, die mir auch zusagten. Jedoch kam dann auch gleich der nächste Dämpfer: Bei all den Wohnungen, die mir gefielen, wollten die Vermieter von mir einen Lohnzettel haben, den ich derzeit leider nicht nachweisen kann, da ich ja nur das Einkomme von der Mindestsicherung habe, und das wollten die Vermieter nicht – also leider wieder eine Sackgasse.

Also, wenn irgendein_e nette_r Vermieter_in den Artikel liest und sich denkt, dem armen Hans gehört geholfen, so möge sie sich bitte mit dem Augustin in Verbindung setzen. Ich würde mich sehr darüber freuen!

Etwa zwei Wochen vergingen, und es kam kein Anruf vom bzWO. Weitere zwei Wochen – kein Anruf. Erst zirka fünf Wochen nach meinem Termin bekam ich doch tatsächlich einen Anruf vom bzWO, leider verpasste ich den Anruf. Er kam um 9 Uhr in der Früh, ich rief aber erst um 10 zurück, da erklärte mir die Dame, die ich am Hörer hatte, dass mein Wohnplatz schon vergeben sei. Auf die Frage, warum, antwortete sie nur ganz sachlich, weil ich nicht gleich zurückgerufen hatte, und dann fügte sie noch hinzu: Beim nächsten Mal rufen Sie halt gleich zurück. Ich sagte dann: Na super, jetzt kann wieder fünf Wochen warten oder wie jetzt? Darauf gab sie mir keine Antwort.

Aber schon eine Woche später rief mich das bzWO wieder an, dieses Mal schaffte ich es, rechtzeitig ans Telefon zu gehen. Die Dame sagte zu mir: Sie können in der Siemensstraße einziehen. Ich überlegte hin und her und fragte sie, warum ich denn nicht in der Gänsbachergasse einziehen könnte und ob es nicht möglich wäre zu tauschen. Sie meinte: Herrr Wurst, Sie müssen sich jetzt entscheiden, sonst ist Ihr Wohnplatz weg. Also sagte ich mit Bauchweh zu, weil ich noch immer nicht wusste, was mich dort erwarten wird und wie lange ich dort bleiben muss usw.

Euer Hans Wurst

Fortsetzung folgt

Anm.: Nach unzähligen Umzügen und zeitweiliger Obdachlosigkeit versucht Hans Wurst seit mittlerweile mehreren Jahren eine Gemeindewohnung in Wien zu bekommen. Alle Anträge wurden bisher abgelehnt. Hans (es handelt sich um ein Pseudonym) war Augustin-Verkäufer und schreibt u. a. über seine Wohnungsgeschichte, die in den Augustin-Ausgaben 427, 428, 430, 432 und 445 erschienen ist.

* neunerhaus ist eine Sozialorganisation in Wien. neunerhaus ermöglicht obdachlosen und armutsgefährdeten Menschen, ein selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben mit medizinischer Versorgung, Wohnen und Beratung

**bzWO: Beratungszentrum Wohnungslosenhilfe

*** Obdach Gänsbachergasse, Übergangswohnhaus für wohnungslose Frauen, Männer, Paare

Haus Siemensstraße ist ein Übergangswohnhaus für wohnungslose Männer

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