Noch mindestens 25 Jahre langtun & lassen

Augustiner Thomas Kriebaum

Der Gustl-Comicstrip hätte schon in die erste AUGUSTIN-Nummer sollen, aber es wurde aus irgendeinem Grund die zweite.

Foto: Lisbeth Kovačič 

Zum AUGUSTIN bin ich über einen Freund gekommen, der damals Sozialarbeiter bei der Nichtsesshaftenhilfe war. Irgendwie bin ich da in eines der ersten Gründungs-Redaktionsteams/Happenings gestoßen und habe einfach gefragt, ob ich nicht einen Comicstrip für die Zeitung machen kann.

Ich hatte das Glück, das wahrscheinlich ganz wenige Kinder aus meiner Generation hatten, meine Mutter hat gern Comics gelesen. Einmal im Monat gingen mein Bruder und ich mit ihr in eine Romanschwemme mit zwei Einkaufssackerln voller alter Comic-Heftln und haben die getauscht, wir durften uns jeder 50 oder 60 Heftln nehmen. Deswegen habe ich, soweit ich mich erinnern kann, immer Comics gelesen. Also eigentlich habe ich mir zuerst immer nur die Bilder angeschaut. Diese Sprechblasen fand ich total lähmend. Ich hab mir meine eigenen Geschichten lange dazuerfunden. In der Schule habe ich festgestellt, dass ich ganz gut zeichnen kann. Wobei ich der Meinung bin, dass alle Kinder gut zeichnen können, die meisten hören aber damit auf und die, die damit nicht aufhören, werden immer besser. Ich habe dann den Beruf des Druckers erlernt und ein paar Jahre ausgeübt. Danach war ich beim Bundesheer und hatte da so viel Zeit, dass ich den ganzen Tag zeichnen konnte, und da habe ich politische Karikaturen gemacht. Ich habe mir gedacht, ich probier das einfach und schick das an alle Zeitungen. In dieser Zeit hat Kurt Falk «Täglich Alles» gegründet, und der hat mir angeboten, ich könnte bei ihm als politischer Karikaturist anfangen. Es hat noch ein halbes Jahr gedauert bis zur ersten Ausgabe, und er hat die Idee, politische Karikaturen zeichnen zu lassen, wieder verworfen, aber er hat mich trotzdem behalten. Ich war fest angestellter Hauszeichner und habe dort fünf Jahre alles gezeichnet, vom Heiteren Bezirksgericht bis zum Preisausschreiben und dabei lernen können.

Hier auf der Landstraßer Hauptstraße habe ich in einem kleinen Ecklokal in einem alten Gemeindebau eine Werkstatt. Ich hab den Raum von der Sozialistischen Jugend übernommen, die hier ihr Lokal hatte. Letztens stand da eine Dame, die hat mir gesagt, dass das früher einmal ein Zuckerlgeschäft war. In meiner frühesten Erinnerung war das einmal ein Blumengeschäft. Meine Fahrräder sind auch hier. Ich bin viel mit dem Rad unterwegs. Sommer wie Winter. Es gibt, glaube ich, kein besseres Fortbewegungsmittel in der Stadt. Sogar, wenn ich was transportieren muss, überleg ich mir zehnmal, ob ich das auf den Rucksack schnallen kann – ich bin schon mit den ärgsten Sachen gefahren.

Für den AUGUSTIN zeichne ich noch immer, weil ihr mich noch nicht außeg´haut habt’s. Nein. Mir war das Projekt nahe, immer. Es hat auch meinen Horizont erweitert. Ich glaube nicht, dass ich sonst mit so vielen Menschen mit so unterschiedlichen Lebensgeschichten zusammengekommen wäre, die Möglichkeit gehabt hätte, sie so kennenzulernen, wie das über das Zusammenarbeiten, mit Treffen und Festen beim AUGUSTIN gegangen ist. Das macht auch etwas mit dir. Von meiner Seite habe ich nie dran gedacht aufzuhören. Bald ist der Gustl der am längsten publizierte Comicstrip in einer Zeitung in Österreich. Schauen wir jetzt einmal, dass es den Augustin noch mindestens 25 Jahre lang gibt, bis ich entweder dement bin oder die Feder nicht mehr halten kann, dann hör ich auf, aber vorher nicht.

Protokoll: Jenny Legenstein

www.derkriebaum.at

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