Obdachlosen-Tageszentrum gerettettun & lassen

Widerstand zahlt sich aus: Das Obdachlosen-Tageszentrum in der Lacknergasse 98 in Währing wird wiedereröffnet.

Anfang Februar war ein besorgniserregender Brief in die AUGUSTIN-Redaktion geflattert. Der Alarm-Schrei eines Mitarbeiters: „Im Zuge einer Vertragserneuerung zwischen der Caritas und der MA 12 entscheidet sich die Caritas-Führung und die Leitung der `Offenen Sozialarbeit` (ein Caritas-Arbeitsbereich, die Red.) kurzerhand für eine höchst umstrittene Maßnahme, nämlich zur Schließung der Lacknergasse, dem Wohnheim St. Josef samt dem angeschlossenen Tagesheim! Argumentiert wird mit der Standardisierungs-Offensive der MA 12, im Sinne einer Qualitätsverbesserung hin zu ausschließlich 1- und 2-Betteinheiten, wobei es die MA 12 (in einem Teil ihrer Obdachloseneinrichtungen) selbst diesbezüglich gar nicht so eilig hat. Die Caritas stürmt einseitig diesem Konzept voraus und demoliert eine funktionierende Einheit, die weitgehend in der Szene und in der Bevölkerung integriert ist – ohne Gewissheit auf adäquaten Ersatz. Gerechnet wird außerdem mit stagnierenden respektive rückläufigen (!) Wohnungslosenzahlen. Auf diese Art wird spekulativ eine Budgetumgewichtung verbrämt. Was kommt als nächstes?“In einer AUGUSTIN-Reportage in der Ausgabe Nr. 51 wurde die Entscheidung der Caritas-Führung in Frage gestellt. Der Bericht wiederspiegelte die Betroffenheit im Haus: „Die Stimmung der geistigen Schwestern, der ehrenamtlichen und professionellen MitarbeiterInnen des Hauses St. Josef schwankt zwischen Wut, Trauer, Galgenhumor, Verständnislosigkeit und Resignation. Jede(r) beklagt, die Caritas-Leitung habe die Konsultation der MitarbeiterInnen gescheut. Das Haus St. Josef sei doch nicht als irgendein beliebiges, auswechselbares Objekt in der Stadt zu behandeln! Die soziale Einbettung in den wohlhabenden Bezirk Währing sei organisch gewachsen und modellhaft. Das familienähnliche Betreuungsmodell widerspreche vielleicht dem Zeitgeist, ermögliche aber den Betroffenen ein Leben in einer Atmosphäre der Würde.“

Die Berichterstattung im AUGUSTIN – so schätzen es die MitarbeiterInnen ein – hat dazu beigetragen, dass die Caritas nun zumindest das Tageszentrum für Obdachlose wieder aufsperrt, und zwar ab 6. September. Es gibt wieder Mittagessen, Duschmöglichkeit, Spinde und Kleiderausgabe für Menschen ohne Wohnung. Geöffnet ist fünfmal die Woche: von Mi bis So von 8 bis 15 Uhr.

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