Om!tun & lassen

Illustration: Thomas Kriebaum

Speakers´Corner: Nadine Kegele

Seit ich Mutter bin, will ich ein besserer Mensch werden. Weniger ausflippen, drauflosschimpfen, zurückschnauzen. Lieber lächeln, bis drei zählen, ja-du-mich-auch. Schon bevor ich Mutter war, hätte mehr Om durchaus meinem Blutdruck geschmeichelt. Jetzt hängt von meinem Vorbild die Selbstregulationsfähigkeit meines Kindes ab. Ein bisschen jedenfalls. Früher oder später jedenfalls. Doch letztens: Geh ich so einen Gehsteig entlang. Fährt ein waschstraßenweißer Porsche heran und auf meinen Gehsteig drauf. Stoppt salopp. Eine kaschmirbeige Lichtgestalt steigt aus. Prinzenfrisur. Öffnet einem Grundschulkind die Tür. Locken vom Coiffeur. Ich so: «Die Stadt gehört sicher nicht dir, du Würstl!» Er so: «Die Stadt gehört den meinen und mir!» Ich, mich durchs Spalier zwischen Auto und Haus schnaubend: «Ich glaube, dass hier zuerst ich gehe.» Er, schleimig die Tür schließend: «Aber sehr gern.» «Und Ihr Auto ist größer als mein Bad.» «Mein Bad ist größer als Ihre Wohnung.» Om hin oder her. Jetzt – fummelt doch nicht wirklich jemand eine Brust unterm Mantel hervor und spritzt dem eine Milch ins Gesicht. Muttermilch ist ein heißer Scheiß. Je mehr ich davon verbrauche, desto mehr produziere ich nach.

Hier schreiben abwechselnd ­­Puneh ­Ansari, ­Nadine Kegele und Grace Marta Latigo nichts als die Wahrheit.

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