Pastete vom LachsDichter Innenteil

Gottfrieds Tagebuch im September 2022

8.8.
Ich eile hurtigen Hufes zur Nahversorgerin meines Vertrauens. Wie üblich verfüge ich über keinerlei Plan, oder Ziel. Aber eines ist sicher! Heute wird es zuhause Pastete vom Lachs geben. Allerdings nicht für mich, sondern für First Lady. Meine Wenigkeit plant eine eher einfache und preiswerte Mahlzeit. Apropos preiswert. Nicht nur ich frage mich in letzter Zeit häufig, ob es dieses, oder jenes überhaupt wert ist, einen gewissen Preis dafür zu entrichten. Vielleicht teilt First Lady ihre Pastete mit mir? Als ich dann aber auf den Preis von Brot und Kuchen aufmerksam werde, erinnere ich mich an einen, von mir abgewandelten Spruch einer bekannten Dame aus Frankreich: «Wenn sie keinen Kuchen haben, dann sollen sie doch Brot essen!» Denn zumindest bei meinem heutigen Ausflug zum Bäcker erwies sich Brot als wesentlich teurer im Vergleich mit einem Marmorkuchen. Der diensthabende blöde Gedanke erschien umgehend im Gedankengang und frug wie folgt: «Wenn ein Marmorkuchen nicht aus Marmor ist, woraus ist dann ein Hundekuchen?» Ich sollte dringend wieder einmal in einen gedanklichen Sitzstreik treten!

12.8.
Ein mir entfernt bekannter Mann ist mit seiner ständigen weiblichen Begleiterin in meine Richtung unterwegs. Sofort und zwar auf der Stelle suche ich nach geeignetem Diskussionsstoff. Zuallererst wird kollektiv das Wetter gescholten. Zu heiß, zu trocken und überhaupt! Niemand unternimmt etwas dagegen! Warum auch immer, gelangen wir binnen kürzester Zeit zur weiblichen Kriegsbemalung. Mein Gegenüber kommt mit natürlicher Schönheit ebenso ins Ziel. Irgendwie entsteht in unserer kleinen Bande plötzlich die Erkenntnis, dass wir zum Beispiel bei der Unendlichkeit deutlich an unsere Grenzen stoßen. Zum Thema kosmetische Altbausanierung möchte sich niemand weiter äußern.

15.8.
Der gewohnte Feiertag für den geübten Anbeter einer Gottheit. Also nichts für First Lady und meine Ahnungslosigkeit. Hätte der Augustin-Kalender den heutigen Tag nicht rot vermerkt, stünde ich jetzt eventuell staunend vor einem geschlossenen Supermarkt. Aber am Praterstern hält ein «Billiger Laden» seine Türen an jedem Tag der Woche geöffnet. Wie ich von einem meiner Haus-Spione erfahre, musste das Geschäft sogar zwischendurch die Türen schließen, weil der Ansturm so riesig war. Irgendwie scheine ich da etwas nicht richtig zu verstehen. Vielleicht ist es ja gerade modern, sich an einem x-beliebigen Feiertag im Supermarkt die, angeblich ja gar nicht vorhandene, Zeit zu vertreiben. Aber wenn es Feiertag heißt, muss man dann deshalb gleich feiern? Und wer soll das bezahlen

20.8.
First Lady gähnt gelangweilt. Ich erkläre mich solidarisch und tue es ihr gleich. Während also nichts passiert, warten wir beide, bis etwas passiert. Wie das passiert, ist völlig unterschiedlich. Sie liegt in der Einflugschneise des Ventilators. Ich logiere knapp daneben. Noch ist nicht genau bekannt, wie ich mich heute verpflegen werde, damit endlich etwas passiert. Was das Ganze allerdings mit passierten Paradeisern zu tun hat, weiß niemand nicht so genau. «Die Zeit ist kein Geld. Aber dem einen nimmt das Geld die Zeit und dem anderen die Zeit das Geld.» Ron Kritzfeld

25. 8.
Heute habe ich einen Flugzettel produziert. Er flog vom Schreibtisch zu Boden. Darauf stand geschrieben wie folgt: Deep Purple, Concerto for Group and Orchestra, 1969. Aber schon in Farbe. Übrigens ein Genuss nicht nur für Leute mit langen Haaren. First Lady nimmt es gelassen.