PensionistInnen rüsten sich, um auf Draht zu seintun & lassen

A Gwirks mit da Maus

Chatten statt schwätzen. Erster computerisierter Seniorenclub in Rudolfsheim- Fünfhaus.Ich wett mit Ihnen um eine Melange“, scherzt Herr Franz. Um es gleich vorwegzunehmen, er hätte den Kaffee gewonnen. Nach nur drei Stunden hat es die Einsteigerin Frau Johanna geschafft: Den Computer zum Laufen zu bringen, ihr eigenes Dokument zu verfassen und dieses ordnungsgemäß auf Diskette abzuspeichern. Das hätte sich die am Gerät noch völlig unbelegte Pensionistin vor einigen Stunden nicht einmal zu träumen gewagt. „Ich werd das nie kapieren“, äußerte sie ursprünglich ihre Befürchtungen.

Was für unsere Kleinsten ein Kinderspiel, treibt älteren Semestern den Angstschweiß auf die Stirn. Zu utopisch die Welt der Knöpfe, Bit und Bytes. Doch wer will sich schon auf die alleinige, nicht selig machende Zuseherrolle degradieren lassen. Unsere Senioren rüsten sich, um computertauglich am großen Kuchen der unendlichen Möglichkeiten mitzunaschen.

Als erste hat die Volkshochschule Rudolfsheim die neuen Gelüste der grauen Panther entdeckt und sich zu eigen gemacht. Ihr Angebot seit Anfang des Jahres: Ein EDV-Seniorenclub. Dabei fungiert Kursleiter Franz Doppler sozusagen als Alfred Böhm der Schwendergasse. Jenseits von Kaffeetratsch ist er bemüht, die Scheu vor der „Unit“ zu nehmen. „Ist ja nur ein Blechtrottel“, stellt er das Gerät seinen zukünftigen „Usern“ vor. Behutsam ist der Computertrainer bemüht, das Eis zwischen den Generationen zu brechen. Jeder Teil des Arbeitsplatzes wird den Neulingen in allgemein verständlichen Worten nähergebracht. „Der kleine Schlitz ganz da ganz oben auf ihrem Gerät ……“, entzaubert er das Fachkauderwelsch und macht es für die Post-Hightech-Generation verdaulich. Die unanständig klingende „Hardware“ wird zur harmlosen Gerätschaft und hinter dem „Desktop“ versteckt sich ein stinknormaler Arbeitsplatz. „Vertraute Begriffe verringern die Distanz“, weiß Herr Doppler. Beziehung zueinander aufbauen heißt das oberste Gebot. Beim ersten Kontakt mit der Maus kommt Freude auf. Hingegen entpuppt sich der fachgerechte Umgang mit selbiger als wesentlich schwieriger. Frau Johanna war früher Fernschreiberin, aber mit rechter und linker Maustaste, Einfach- bzw. Doppelklick hat sie ihre liebe Not. Auch dafür hat Herr Franz einen heißen Tip parat. „Stellen Sie sich vor, die Maus ist ein hartgekochtes Ei. Legen Sie Ihre Handfläche darauf und klopfen Sie mit Mittel- und Zeigefinger auf die Tischplatte.“ Franz Doppler wandert von Platz zu Platz, jeder bekommt seine persönliche Hilfestellung. „So, aber jetzt wirds schwierig“, beendet er den theoretischen Teil. „Einsteigen und ab geht die Post.“ Mit dem Mut der Verzweiflung kämpft sich das Kollektiv durch Menüs und Untermenüs. Fenster auf, Fenser zu. Schritt für Schritt öffnen sich bis dato scheinbar verschlossene Welten. Mit jedem erfolgreich abgeschlossenen Klick verschwindet ein Stück Skepsis aus den Gesichtern. Aber auch geübtere Benutzer sind im Club willkommen. Vom Schreibprogramm bis zum Internet, Franz Doppler hilft individuell. „Ich versuche auf jeden Teilnehmer persönlich einzugehen“, ist das Bestreben des Moderators.

Von der Vereinsamung durch die neuen Technologien will Franz Doppler nichts wissen. „Im Gegenteil, ich eröffne den Leuten eine zusätzliche Ebene der Kommunikation.“ Beim Pausenkaffee wird schon angeregt diskutiert. „Ich bin ein absoluter Neuling“, gesteht Herr Ernst, 85, offen. Trotzdem kann er sich vorstellen, sich „ein so ein Kastl“ zuzulegen. Für praktische Sachen wie Haushaltsmanagement oder allgemeine Informationen würde er es verwenden. Frau Johanna und ihrer Freundin Anna geht es hauptsächlich darum, Bescheid zu wissen, um mitreden zu können. Kaufen würden sie sich aber keinen. Herr Arthur hingegen hat weitreichendere Ziele. Infos aus dem Internet und E-Mails zu versenden sind sein Begehr. „Ich will schneller sein als das Licht.“ Das Ehepaar Ott gibt als Grund für ihre Teilnahme das Enkerl an. Um bei den Kids als „cool“ zu gelten ist es eben wichtig, am Ball zu bleiben.

Am Ende des Clubs ist für die Neueinsteiger das Mysterium Computer enttarnt. Barrieren wurden abgebaut, neue Interessensgebiete erschlossen und dem Alter ein Schnippchen geschlagen. Zu guter Letzt läßt Herr Doppler seine Karte kreisen. „Als Hotline für den Notfall“, stellt der Troubleshooter seine Privatnummer zur Verfügung. Die Oldies sind sich einig: „Ein gutes Gefühl im Club zu sein.“

Einsteiger ABC:

  • Chatten Unterhaltung im Internet
  • Desktop Arbeitsplatz
  • downloaden runterladen (Daten)
  • E-Mail elektronische Post
  • Files Akten
  • Hardware Gerätschaft
  • Homepage Seite, Internetadresse
  • Mailbox elektr. Briefkasten
  • Online aktive Leitung
  • Scanner Bild-, Datenlesegerät
  • Software Programme
  • Tool Werkzeug
  • Unit Arbeitseinheit
  • Update Aktualisierung
  • User Anwender
  • World Wide Web weltweites Netz

Info:

Wiener Volkshochschulen

Tel.: 893 00 83

http://www.vhs.at

info@vwv.at

VHS Rudolfsheim

15, Schwendergasse 41

Tel.: 893 60 85

www.vhs.at/rudolfsheim-fünfhaus

office@vhs-15.at

teilen:
Translate »