Ping-Pongtun & lassen

Augustinverkäufer Fabian

Mein Verkaufsplatz ist bei der ­U-Bahn-Station Herrengasse. Es gibt nette Kund_innen dort. Viele arbeiten derzeit aufgrund von Corona von zuhause, aber nach und nach kommen sie wieder. Es ist auf jeden Fall besser, hier den Augustin zu verkaufen, als zuhause zu sitzen und nichts zu tun. Ich bin hier Montag, Dienstag und Donnerstag von 8 bis 16 Uhr, ich und eine andere Augustin-Verkäuferin teilen uns diesen Platz. Beim Augustin bin ich seit 2004. Auch bei Vorwärts-Rückhand – dem Tischtennisprojekt des Augustin – würde ich gern andocken, denn ich bin ein ziemlich guter Tischtennisspieler.
Seit 2003 bin ich in Österreich. Über die Gründe meiner Flucht aus Nigeria und meinen endlosen Prozess als Asylsuchender habe ich schon im Augustin erzählt (Augustin 487, Juli 2019). Seitdem wurde mein Asylantrag wieder abgelehnt, und das Gericht spielte meinen Fall an die MA 35 zurück (Einwanderung und Staatsbürgerschaft). In diesem Brief von der Behörde steht, ich unterstütze meine Familie nicht. Ich kümmere mich um meine Tochter, sie ist fünf, und jeden Tag hole ich sie vom Kindergarten ab. Aber das kann ich der Behörde nicht zeigen. Die moralische Unterstützung, die Liebe eines Vaters – all das wird nicht berücksichtigt. Sie schreiben, dass meine Frau den weitaus größeren Anteil trägt, aber sie ist eben auch die, die offiziell hier arbeiten darf. Mein Fall war schon bei allen Gerichten und Instanzen, dauernd schicken sie mich von einer Stelle zur anderen und wieder zurück. Die Demos zu #blacklivesmatter, über die die ganze Welt spricht – an diesem brutalen und rassistischen Verhalten ist nicht nur die Polizei beteiligt, die Justiz und die Behörden sind es ebenso. Wenn jemand auf dem Hals eines anderen minutenlang kniet, beendet das ein Leben. Aber die österreichische Regierung drückt ihr Knie schon die letzten 17 Jahre auf meinen Hals. Ich kann nicht mehr atmen. Mein Herz hämmert, ich schlafe nachts nicht. Die Behörden spielen mit meinem Leben Ping-Pong. In #blacklivesmatter geht es für mich genau darum.
In meinem Heimatland habe ich Computer-Elektronik studiert. Natürlich hätte ich gern einen Job in der Computerbranche. Ich habe Kontakte zu Elektronik-Firmen, die haben mir schriftliche Bestätigungen geschrieben, dass sie mich anstellen, sobald ich eine Arbeitserlaubnis habe. Ich zeige diese Schreiben bei den Behörden, wenn ich um eine Aufenthaltsgenehmigung ansuche, aber sie ignorieren das.
Ich brauche Unterstützung, damit dieser Prozess zu einem Ende kommt, denn ich bin es müde. Ich möchte nur eine Aufenthaltsgenehmigung, damit ich hier arbeiten kann.

Protokoll: Jenny Legenstein
Foto: Mario Lang