«Ist es möglich, dass ein homosexueller Junge sich gerne die Fingernägel lackiert und Modelsendungen schaut? Aber selbstverständlich. Können sich auch heterosexuelle Jungen für solche Dinge begeistern? Da können Sie und ich getrost unsere Vorurteile drauf verwetten.» Nils Pickert ist Journalist, wohnhaft in einer schicken Kleinstadt am Rande des Schwarzwalds. Dass er mit seinem Sohn, der ab und zu gern Kleider trägt, aus väterlicher Solidarität im knielangen Rock durch die Innenstadt spazierte, hat ihn über Nacht zu einem Internethelden gemacht. Das war 2012. Acht Jahre später hat der Pink-Stinks-Aktivist ein ganzes Buch darüber geschrieben, warum Buben genau so sein dürfen sollen, wie sie sind: Baggerspieler, Puppenliebhaber, Fußballfanatiker, Ballerinos, Hosen- oder Rockträger. Ob man sie lässt oder nicht, unterstützt oder behindert, hat nämlich nicht nur Auswirkungen auf den Nagellackgebrauch, sondern auch auf die seelische Gesundheit. Ein bisschen lang ist das Buch mit seinen Erklärungen geraten, und ab und zu möchte man laut rufen: Ich hab’s schon verstanden! Aber insgesamt ist Prinzessinnenjungs ein formidabler Guide zur Befreiung der Buben, mit simplen und einleuchtenden Argumenten, die man auch ohne PhD in Gender Studies versteht.
Nils Pickert:
Prinzessinnenjungs. Wie wir unsere Söhne aus der Geschlechterfalle befreien
Beltz 2020
254 Seiten, 19,50 Euro