Plexus Solaire Pardon My French!Artistin

Musikarbeiter unterwegs über eine Sprachbarriere mit Plexus Solaire

Seit 2002 macht diese Band in Wien ihre Musik. Eine Besonderheit ihres lässigen Sounds: Gesungen wird Französisch.

I believe in this and it’s been tested by research, he who fucks nuns will later join the church. Unsterbliche Zeilen des toten Joe Strummer. So müssen Lyrics sein! Lustig (ein Punk, der sich auf einen Beweis durch Forschung beruft), aber vom galligen Lachen angesichts dieser grotesken Welt nicht so abgelenkt, dass man den Mund nicht noch so voll nehmen kann, dass man zwar vielleicht nicht mehr ganz genau weiß, was man sagt, das aber ist auf jeden Fall so hoch gezielt, dass beim Runterfallen genug hängen bleibt. Also das Gegenteil vom meisten, was hierzulande als Poplyrik durchgeht, die entweder nichts sagt, nichts sagen kann oder sich in der verschissenen Kleinkunsttradition gleich selbst verschluckt. Es stimmt leider: Der gschupfte Ferdl des dieser Tage verstorbenen Gerhard Bronner ist ein Urmeter heimischen Pops. Formell geglückt, aber inhaltlich zum Speiben, weil die künstlerische Strategie ist, sich lustig machen, sich drüber stellen, klein zu machen, aber keinen Großen, keinen Mächtigen, sondern Unsereinen, einen Ohnmächtigen, der noch dazu vielleicht etwas mag und tut, über das sich der ungreifbare, gewitzte Erzähler erhaben fühlt. Nur ja nie nichts gradaus sagen, nichts wirklich meinen. Das tun eh die hohen Herren und, wenn’s hoch kommt, die hohe Kunst.

Das führt dann heute zur heiligen Jungfrau des Durchschnitts, der ersten Dienerin des Götzen Kommerz, Christina Stürmer, deren nichtssagende Lieder ruckzuck im Bett mit dem Telekommunikations-Marketing landen, dass mit seinem permanenten Getrommel kaschieren will, dass seine fucking funky Gadgets mit Kommunikation nichts zu tun haben. Für die unselige Fussball-Em 2008 fordere ich schon jetzt: Vergessen wir die Fussball-Hooligans, Augen auf die Marketing-Hooligans!

Sans Detours


Gar nicht schlecht zur Abwechslung eine Musik, deren Texte man nicht oder kaum versteht. Das macht die Ohren auf, für das Gefühl, den Sound, einfach nur den Klang der Worte, ihren sinnlichen Gehalt ohne unmittelbaren Sinngehalt. Lässt Platz für das Wunder des Verstehenwollens. Des Französischen nicht mächtig ging es mir so bei einem Konzert von Plexus Solaire, eine der seltenen Bands mit Doch-Rock-Idiom, die hierzulande Französisch singen. Für eine vermeintliche europäische Weltstadt wie Wien dann ja auch wieder ein wenig seltsam, für die Band so oder so kein big deal. Für die beiden Songwriter und Sänger jeder singt die Stücke, die er schreibt Alexandre und Vincent außerdem ganz natürlich. Ersterer ist Franzose und Zweiterer Doppelstaatsbürger mit Pariser Mutter, sein Deutsch spricht er mit leichtem Kärntner Dialekt. Vom (Bühnen-)Naturell und vom Ansatz ihrer Lieder her ergänzen sich die beiden super. Alexandre, der ein wenig Extrovertiertere, der bei Gigs das Publikum gern aus der Reserve lockt, der etwas ruhigere, konzentrierte Vincent, mit den entsprechenden Songs. Bassist Emanuel und Schlagzeuger Jürgen komplettieren das Quartett, und das nicht nur musikalisch. Es vergeht kein Tag, wo nicht wenigstens einer von der Band mit einem anderen aus der Band auf ein Bier geht erzählt Alexandre. Plexus Solaire sind definitiv keine Zweckgemeinschaft. Den Spass, den sie selber an ihrer Musik haben, wollen (und können!) sie auch ihrem Publikum vermitteln. Was sie in der Regel noch gerne und lang an der Bar prolongieren, wenn ein Gig vorbei ist.

Damit und natürlich mit ihrer Musik, die sie bei allem Spaß sehr ernst nehmen und sich intensiv erproben haben sie sich eine treue Fangemeinde, von etwa 40 Leuten, die fast immer kommen, wenn wir spielen geschaffen. Dass diese Freunde immer wieder andere, neue Freunde mitnehmen ist ein Qualitätsmerkmal von Plexus Solaire, dass diese Konzertabende keine reinen Herrenabende sind, ein weiteres. Der Name? Klassiker! Per Telefonkonferenz wurde eine Station im Lokal Jenseits unter Mitwirkung eines Freundes vor einem nahenden Konzert die monatelang nicht zu fällende Entscheidung beschleunigt. So heißt man Achtung, jetzt kommt ein Vokabel! eben Solarplexus. Nicht zuletzt, weil Jürgen, der neben dem Rhythmus das Optische besorgt, das Schriftbild gut fand. Als stilistische Referenzen fallen große Namen, Dylan, die Stones, die Doors auf Jim Morrison steh ich total (Vincent) aber auch Brel und Gainsbourgh. Chanson-Pop wird der Band im Grunde schon gerecht, vernachlässigt aber den Umstand, dass Plexus Solaire ganz schön andrücken können. Was sie auf einer Tour mit den frankophilen Berliner Les Hommes Sauvages auch außerhalb von Wien beweisen konnten. Mit ihrem dritten Album, Sans Detours, das im März bei Pate Records erscheint, setzen Plexus Solaire den nächsten Schritt, der ihnen verdientermaßen einige (viele!) neue Freunde einbringen sollte. Check your french!

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