Pop nicht nicht machen!Artistin

Musikarbeiter unterwegs … mit PÆNDA into Future Bass, Trap & EDM

«Evolution» heißt das Anfang Februar erscheinende Debüt von PÆNDA. Zwölf Songs bester Dance-Pop mit elektronischen Mitteln. Von Rainer Krispel (Text) und ­­Mario Lang (Foto).

Zu den Freuden der schulbegleitenden Elternschaft gehört es, sich mit anderen Eltern außerhalb der Schule informell auszutauschen. Wenn das gelingt, und in dem Pub, in dem dies geschieht, ein Livemusiker nicht nur nicht nervtötend oder cheesy ist, sondern «Military of the Heart» von Naked Lunch spielt, und das richtig gut – dann … «We simply give our best every day (…) I love my son and I love my daughter». Dass Naked Lunch OMDs «Maid of Orleans» coverten und «Obsession» von Army of Lovers dient dem verqueren Geist des Musikarbeiters als logische Überleitung zu PÆNDA, einem selbst erklärten Kind der Pop-90er (undenkbar ohne die 80er).

Waves.

Spice Girls und Backstreet Boys, die endlich ausgelebte Liebe zu diesen, steht für die 1988 in der Steiermark geborene Gabriela Horn, PÆNDAs Alter Ego (und vice versa) am Anfang eben dieser Persona (Geburtsjahr 2015) und deren Musik. Im Booklet des am 2. Februar bei Wohnzimmer erscheinenden Albums «Evolution» schreibt sie groß «I don’t need to be anything but myself». Was die Nähe von Gabi und PÆNDA hinreichend illustrieren sollte und kommuniziert, dass die Musikerin nach Jahren des Suchens künstlerisch genau dort angekommen ist, wo sie sein will. «Singen, Tanzen, auf die Bühne» waren dabei schon als Kind Leidenschaften und Talente. Schulchor, der erste eigene Song mit zwölf, das Aneignen der Gitarre – «das Instrument, dass ich bis heute am schlechtesten spiele» – die nächsten Stationen. Sich ausprobieren als Singer/Songwriterin, Rockerin, im Jazz (Tatütata, die Jazzpolizei: «Pop macht man nicht»). Alles gut, aber noch nicht ganz. Um sich beruflich – fast, wie um die Musik zu «schützen» – die Freude daran zu bewahren, anders zu orientieren, beginnt Gabriela eine Ausbildung in Mediendesign, studiert dann ein Jahr Psychologie. Für das Umfeld irrwitzig: «Du brennst und lebst doch für die Musik.» Schließlich Umdenken. An einem Privatkonservatorium studiert sie Jazz und Populärgesang, schließt mit einem Diplom ab, das sie zum Unterrichten befähigt, reelles Standbein des «unrealistischen» Traums vom Leben (von) der eigenen Musik. Als Musiklehrerin in einem als ideal wahrgenommen Setting macht sie so heute ihre Musik und ist, eben nicht nebenbei, PÆNDA.

Good Girl.

Der Name leitet sich vom Panda(bären) ab, die Schreibweise erleichtert das Auffinden im weltweiten Netz. Hat ein steiermärkischer Landsmann PÆNDAs in einer Hymne der Provinzialität noch die Angst vor grünen Haaren besungen, rührt wegen PÆNDAs blauen Haaren in einem netten urbanen Lokal in einem Hof, das auch so heißt, niemand ein Ohrwaschl. Urban halt, wie PÆNDAs Musik. Vom Aha-Erlebnis ausgehend, die eigenen Wurzeln nicht länger abzukappen, hat sich PÆNDA mit elektronischem Instrumentarium, Sounds und Beats auseinandergesetzt, produzierte ihr Debüt gemeinsam mit Julian Hruza selbst. Geschenkt, dass sich dennoch manche Dudes Sätze wie «Aha, du machst das alles selber» nicht verkneifen können, weil ihr Weltbild eine reine Sängerin gerade noch packt. Als verbalisierte stilistische Verortung ihrer Songs, die mal zur Gitarre entstehen («Sign»), mal Text und Gesangslinie(n) zu instrumental fertig ausformulierten Tracks entwickeln, samt diversen Mischformen, bietet die Künstlerin EDM, Trap und Future Bass an. Sagt dem Autoren als Gitarrentrottel Elect-

ronicDanceMusic genresprechtechisch etwas (schöner Netzfund: ElectricalDis-

chargeMachining), ist bei Trap («das ist so ein Halftime-Ding, aus dem Hip-Hop kommend») und Future Bass (abermals über den Beat definiert, die Beats-per-minute-Anzahl und den Sound, eben nicht klassisch House-technisch, Künstlerinnen wie Flume oder Odessa) die Musiklehrerin gefragt. Beim Hören von «Evolution» rücken solche Begrifflichkeiten in den Hintergrund. Vom Titelsong und Opener bis zum abschließenden «Thrive» ist das ein ganz schön aufregender Trip, sinnlich («flooded by desire/all those years too shy to let it thrive»), mitunter recht abstrakt, gleichzeitig catchy, nicht nur bei den Singles «Good Girl» (I’m a good girl/really find it stunning/how you could be panning/the ideals I choose form e») und «Waves» (als Bonustrack enthalten). «Identity» etwa fährt diesem Hörer speziell gut ein, nicht nur dabei haben die Lyrics einiges zu bieten («you live love sincerly/but this life’s unlasting/I can’t make your flame survive the rain»).

Schon scheint «die Disco» als konkreter und metaphysischer Ort, wo Minds geblown werden, weil die asses befreit sind, wieder Realität, psychedelisch, philosophisch und emotional. PÆNDA live ist definitiv «nicht das klassische Sitzkonzert», von Bassistin Sarah und Schwester Christina an Synth und Stimme unterstützt, soll der «Wille zum Tanzen» belohnt werden. Ausprobieren!

PÆNDA: «Evolution»

(Wohnzimmer Records)

Kurz-Gig:

24. Februar, 15 Uhr Klangfarbe

paendaofficial.com

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