Spielfilm: Kampf um ein besseres Leben in Somalia
«Wie war’s in der Schule heute?», fragt der Vater seinen Sohn. «Der Lehrer war nicht da», antwortet der Bub, während er gleichzeitig konzentriert zeichnet. «Was hast du gemacht?», will der Vater wissen. «Wir hatten Drohnen-Training», erwidert das Kind. Drohnen-Training bedeutet zu üben, sich bei einem Drohnenangriff richtig zu verhalten. Der Dialog zwischen dem Gelegenheitsarbeiter Hamargade und seinem etwa achtjährigen Sohn Cigaah entstammt Mo Harawes Spielfilmdebüt The Village Next to Paradise, der in Somalia spielt. Hamargade begräbt als Totengräber auch die Opfer der Drohnenangriffe, daneben verdient er Geld, indem er dubiose Fracht für dubiose Auftraggeber transportiert. Araweelo, Hamargades geschiedene Schwester, möchte sich als Schneiderin selbstständig machen. Ihr Erspartes würde jedoch Cigaah den Besuch einer Internatsschule ermöglichen, nachdem die Dorfschule zugesperrt hat.
In langen Einstellungen, ruhigen Bildern erzählt Harawe vom Bemühen um ein besseres Leben seiner oft stoisch wirkenden Protagonist:innen: Manches gelingt, manches geht schief. Somalia gilt als «failed state», aber auch wenn staatliche Stukturen auslassen, sind es zwischenmenschliche Beziehungen, die so manches ermöglichen. Für den somalisch-österreichischen Drehbuchautor und Regisseur Mo Harawe ist sein Herkunftsland «auch ein Land ‹next to paradise›. Es gäbe das Potenzial für ein Paradies, aber aus vielen Gründen wird es nicht erreicht».
The Village Next to Paradise
Regie: Mo Harawe
Derzeit im Kino