Favoritener Traditionswirtshaus ist gefährdet
Herbert Praschl kennt quasi nichts anderes als sein Gasthaus. Er lebt dafür und quasi darin, auch wenn er genau genommen darüber wohnt. Der Wirt hat keine Angestellten, lediglich seine Frau hilft bei Veranstaltungen aus. Soweit es irgendwie möglich ist, erledigt er alles selber: vom Putzen über Reparaturen, den Einkauf, das (Vor-)Kochen bis hin zum Bedienen. Trotzdem geht es sich wirtschaftlich nicht mehr aus, denn die Corona-Hilfen sind Geschichte. Im Gegenzug ist in jüngster Vergangenheit die Schere aus steigenden Fixkosten und weniger Gästen weit auseinandergegangen: «Das ist hier eine sehr arme Gegend, in der Krisenzeit bleibt kein Geld mehr fürs Fortgehen übrig», meint Herbert Praschl. Auch der Gassenverkauf, ein wichtiges wirtschaftliches Standbein, sei eingebrochen. Zur Erklärung: Weil das Praschl täglich von 16 bis 24 Uhr geöffnet hat, sind außerhalb von Ladenöffnungszeiten Leute gekommen, um Getränke oder Zigaretten zu kaufen. Das Gasthaus ist somit auch ein bisschen Nahversorger.
Die Nachzahlung im Zuge der Jahresabrechnung der Wien Energie ist horrend gewesen und für die Miete reichte es in den letzten Monaten nicht mehr. Anfang Juli muss Herbert Praschl wegen einer Räumungsklage aufs Bezirksgericht. Das seit 1927 von der Familie Praschl geführte gleichnamige Gasthaus ist somit ernsthaft bedroht.
Dabei hat das Praschl vor der Pandemie einen (kulturellen) Aufschwung erlebt: Niemand Geringeres als Stefanie Sargnagel oder der Nino aus Wien ist aufgetreten. Es hat Hip-Hop-Konzerte gegeben und der Musikalische Adventkalender machte Station. Erst jetzt kommt das Kulturprogramm langsam wieder in Schwung. Zum Auftakt der postpandemischen Ära konzertiert der Xaungsverein Lokomotive 293 unter dem Motto «Praschl bleibt!» (23. Juni, 19 Uhr). Möge der Chor Recht behalten!