Comic
«Sie kamen im Frühjahr als erstes unter dem Schnee hervor.» Von der 90-jährigen Schwester ihres Großvaters lässt sich die Autorin Anna Rakhmanko die Geschichte von deren Verschleppung erzählen. Ohne jemals den Grund dafür zu erfahren, wurde die gesamte Familie mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und mit vielen anderen in einen Güterwagen verladen. Packen war nicht erlaubt. Heimlich gelingt es ihnen, ein paar Sachen mitzunehmen: «ein Kissen, ein Heiligenbild und einen handgewebten Teppich». Das geschah im Jahr 1941, kurz nachdem die Sowjetunion die Region um Czernowitz, zuvor Rumänien, annektiert hatte. Tausende Kilometer wurden Opa Vasja, seine Eltern und seine Geschwister in das sibirische Dorf Antipajuta deportiert. Mit rauen Strichen zeichnet Mikkel Sommer, Annas Lebenspartner, die Geschichte ihres Großvaters. Die eindrucksvollen Gesichter erzählen schweigend von einem kargen Leben aus Kälte und Hunger inmitten des unendlichen Permafrosts, zu dem sie 13 Jahre gezwungen wurden, bis nach Stalins Tod. An die 30.000 Menschen wurden in jenem Jahr allein aus dieser Region verschleppt.
Anna Rakhmanko, Mikkel Sommer: Vasja, dein Opa
Rotopol 2021
100 Seiten, 18,50 Euro