Prekäre Kunst hat HungerArtistin

TheaterArche: von Kafka bis zur Burgtheateraffäre

«In den letzten Jahrzehnten ist das Interesse an Hungerkünstlern sehr zurückgegangen. Während es sich früher gut lohnte, große derartige Vorführungen in eigener Regie zu veranstalten, ist dies heute völlig unmöglich.» So lauten die Anfangssätze von Franz Kafkas kurzer Erzählung «Ein Hungerkünstler».

Foto: Jakub Kavin

Das Ausstellen von nahrungsaufnahmeverweigernden Menschen mag aus dem Schaustellergewerbe verschwunden sein, der Theatermacher Jakub Kavin wagt es dennoch, das Stück «Wir Hungerkünstlerinnen. Wir Hungerkünstler» in eigener Regie auf die Bühne des Theater Brett zu bringen. Kafkas Erzählung, Uwe Mauchs Buch «Die Armen von Wien» und Knut Hamsuns Roman «Hunger» gaben inhaltliche Inspirationen. Dem letztgenannten Werk, in dem ein hungernder Schriftsteller durch eine Großstadt irrt, ist auch das lose Handlungsgerüst der Aufführung entlehnt. Historische und aktuelle Begebenheiten (z. B. Burgtheateraffäre) sind in die Handlung der performanceartigen Dramatisierung eingewoben. Kavin nennt das Stück auch Show und Revue, verschiedenste Formen darstellender Kunst sind vertreten. Das große und bunte Ensemble (u. a. Stimmgewitter Augustin) bringt Impulse aus verschiedenen Richtungen ein.

«Schuld» am Titel des Stücks ist gewissermaßen Uwe Mauch, der Journalist und Autor porträtierte Kavin in seinem Buch im Kapitel «Wir Hungerkünstler» und hatte auch die Idee, das Thema zu inszenieren. «Ich habe mich entschlossen, kein Monodrama aus seiner Erzählung zu machen, sondern ein komplett neues Stück», erzählt Jakub Kavin (Lokalmatador in Augustin 414). Dabei sei es ihm wichtig gewesen, dass auch tatsächlich eine kollektive Arbeit stattfinde, «sodass wirklich die Kapazitäten der Gruppe in ihrer Kreativität auf der Bühne wiederzufinden sind.» Es gebe eine nicht so stringente Ästhetik, wie sie sonst heute im Kulturbetrieb oft herrsche – «Hier steht einfach die Lebendigkeit und Vielfalt im Vordergrund.»


«Wir Hungerkünstlerinnen. Wir Hungerkünstler»

Premiere: 20. Oktober, 19.30 Uhr

Bis 29. Oktober täglich außer Sonntag

Theater Brett, Münzwardeingasse 2, 1060 Wien

22. Oktober, 21.45 Uhr: Podiumsdiskussion

«Armutsbekämpfung und Verteilungsgerechtigkeit»

mit Martin Schenk, Uwe Mauch, Ensemblemitgliedern u. a.

www.theaterarche.at