Pressefreiheit als Terrorakttun & lassen

Sachbuch: Deniz Yücels Gefängnistagebuch

Von gewöhnlichen Kleinkriminellen bis oppositionellen Intellektuellen – das sind die Mithäftlinge des Türkei-Korrespondenten Deniz Yücel während seiner einjährigen Haft in der Türkei. Auch ihre Geschichten, nicht nur ernst, traurig und tragisch, sondern teils durchaus höchst amüsant, dokumentiert Yücel in seinem Gefängnistagebuch Agentterrorist, und macht sich so zu einem Sprachrohr all jener, die in Erdoğans Regime ihrer Freiheit beraubt werden.
Ein Jahr war der Welt-Journalist Yücel im Hochsicherheitsgefängnis Silivri Nr. 9 bei Istanbul inhaftiert und wurde zum unfreiwilligen Spielball türkisch-deutscher Politbeziehungen. Der ­«Bösewicht» in seinen bei Kiepenheuer & Witsch publizierten «Türkei-Abenteuern» ist Erdoğan, gleichzeitig Namensgeber des Buches: Er hat Yücel gegenüber den Medien stets als «Agentterrorist» bezeichnet.
Yücel, der so mutig von der Türkei aus zu berichten pflegte, zeigt sich auch in Sachen Empfindungen mutig und gibt intime Einblicke in seine Gefühlswelt. Doch trotz der vielen dramatischen persönlichen Erlebnisse, die er in seine Haftbiografie beschreibt, verliert er das große Ganze nicht aus den Augen und analysiert präzise die jüngste Geschichte der Türkei von den Gezi-Park-Protesten über den Putschversuch und die Repression gegen die Kurd_innen bis zur Festigung von Erdoğans Macht.

Hülya Tektaş

Deniz Yücel: Agentterrorist. Eine Geschichte über
Freiheit, Freundschaft,
Demokratie und Nichtsodemokratie
Kiepenheuer & Witsch 2019, 400 Seiten, 22 Euro

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