Aus der KulturPassage
1976 stellten der Autor Heinz R. Unger und die Band «Schmetterlinge» bei den Wiener Festwochen ihre «Proletenpassion» vor. In 65 Liedern wurde die Geschichte der letzten 500 Jahre des Proletariats und seiner Klassenkämpfe durchleuchtet. Fast 40 Jahre später untersuchen die Regisseurin Christine Eder, der Autor Heinz R. Unger, die Komponistin Eva Jantschitsch und der Musiker Knarf Röllem erneut die Proleten aus zeitgenössischer Sicht.
Foto: Yasmina Haddad
Das Werk X (auch bekannt als «Theater am Arsch der Welt»), das am 17. Oktober 2014 eröffnet wurde, spielt seit Ende Februar die Neuinszenierung der Proletenpassion, und vorigen Samstag hatte ich endlich das Glück, für die Nachmittagsvorstellung Karten zu bekommen. Es ist Platz für 600 Zuschauer_innen, und die Bühne ist sehr geräumig. Zuerst fallen einem die vielen Parolen auf, die oberhalb auf Transparenten stehen, neben neuen wie «Wir könnnen uns die Reichen nicht mehr leisten» auch alte Sprüche aus der Zeit um 1500, als die Bauern rebellierten. Rund um die Bühne wurde aus großen Pappschachteln das Wort R E V O L U T I O N gebildet. Ein altes Sofa steht am rechten Rand, ansonsten gibt es nur die Instrumente der Band und Mikrofone.
Das Stück selbst beginnt mit der ersten Revolution der Bauern, die sich gegen den Adel und die Kirche auflehnen, die den Aufstand jedoch blutig niederschlugen. Was mich besonders dabei empörte war, dass Martin Luther zuvor den Bauern Unterstützung zusagte, um sich dann auf die Seite der Reichen zu schlagen. Plötzlich geht das Licht aus, und man sieht auf einem Monitor Menschen, die über die Demos gegen Vietnam, RAF, die Fristenlösung, Emanzipation usw. sprechen. Im nächsten Teil wird die Zeit vor und während der Französischen Revolution behandelt, gleich danach die Kommune in Paris, deren 10 Dekrete von den Schauspieler_innen ans Publikum verteilt wurden. Die Kommune gefiel den Mächtigen natürlich überhaupt nicht, und es kam zu einem Blutbad. Hinterher die Russische Revolution, Arbeiteraufstand, dazwischen immer wieder der Monitor mit den neueren Statements, und der 1. und 2. Weltkrieg, die Geschichte bis zur Jetztzeit. Zum Schluss die Frage: Werden die «Proleten» – sprich Armen – einmal siegen? Die Darsteller_innen bestärkten das Publikum jedenfalls weiter zu kämpfen.
Alle Schauspieler_innen waren hervorragend, leider kannte ich nur Claudia Kottal, die genau so gut singen wie spielen kann. Auch die drei männlichen Darstelller waren ausgezeichnet. Eva Jantschitsch und ihre Band waren eine Klasse für sich. Die Inszenierung von Christine Eder war sehr, sehr gut.
Da ich eine Gerechtigkeitsfanatikerin bin und sehr politisch dazu, hat mich dieses Stück bestärkt, weiter gegen die katastrophale soziale Lage in Europa zu kämpfen.
INFO:
«Proletenpassion 2015 ff.»
Werk X
Oswaldgasse 35a, 1220 Wien
www.werk-x.at
Nächste Aufführungen: 1. 5., 24. 5., 6. 6. um 19.30 Uhr, 2.5. um 15 Uhr