Hauptsache Kultur in der vorweihnachtlichen Zeit
Keine Sorge, in beiden ist nicht viel Weihnachtliches drin: Zum einen der Margaretener Kulturadventkalender (MAKAK), zum anderen „Der musikalische Adventkalender“. Der Bezirk Margareten bildet die Schnittfläche: Der MAKAK konzentriert sich ausschließlich auf das kulturelle Treiben im fünften Bezirk in der Vorweihnachtszeit, und der musikalische Adventkalender macht einmal dort Station seiner inneren Logik gemäß am 5. Dezember. Wenn Sie an diesem Datum die Tür zum Restaurant Zur Goldenen Glocke, in der Schönbrunner Straße 8, um 20 Uhr öffnen, erwarten Sie dort Die Mondscheinbrüder und Klezmer Reloaded. Oder anders ausgedrückt, ein 23ter Teil eines neuen Projekts von Friedl Preisl, dem Gründer und Veranstalter des Akkordeon- und des KlezMORE-Festivals. Preisl wendet für seinen jüngsten Wurf „Der musikalische Adventkalender“ die „Türchen für Türchen, Bezirk für Bezirk“-Methode an:
Die Konzertreihe beginnt am 1. Dezember im 1. Bezirk (mit den Trios von Alp Bora und Roland Neuwirth in der Gastwirtschaft Stopfer, Rudolfsplatz 4) und finalisiert einen Tag vor dem heiligen Abend im 23. Bezirk (mit Stephan Paryla und Die Heimwehtropfen im Gasthaus Liesingerhof, Fröhlichgasse 40). An jedem Abend wird live dem avancierten und auch kosmopoliten Wienerlied gehuldigt, in alteingesessenen Betrieben vom Schlage Weinhaus Sittl am Lerchenfelder Gürtel ebenso wie in trendig-saloppen Bars wie dem Lokativ in der Arnezhoferstraße im zweiten Bezirk. Dem Methodenzwang nicht genug begleitet Uwe Mauch, Augustin-Mitarbeiter und Autor der Serie „Lokalmatador“, Preisl 23 Tage lang durch Wien. In Mauchs Gepäck nicht nur das Buch zur Serie, sondern Abend für Abend auch ein Lokalmatador, eine Lokalmatadorin aus dem jeweiligen Bezirk.
Der MAKAK hat längeren Atem
Die Herausgeber des MAKAK haben einen um 24 Stunden längeren Atem als Friedl Preisl wie es sich gehört, öffnen sie auch noch am 24. Dezember eine Tür jene des read!!ing room in der Anzengrubergasse 19/1 und heben den Deckel des Volxküchentopfes, in dem sich Karottensuppe mit Ingwer befinden wird.
Vor vier Jahren ist der MAKAK als Projekt der Margaretener Agenda-Gruppe entstanden und wird nun von den beiden Kulturvereinen Halikarnas und read!!ing room weitergeführt mit dem konkreten Anliegen: „Kunst- und Kulturvernetzung quer durch den Bezirk.“ Und quer durch alle Genres muss man hinzufügen. Dafür steht exemplarisch das Programm für den 9. Dezember: Im Wohnhaus für SeniorInnen (Arbeitergasse 45) liest um 15 Uhr Elfriede Mach Weihnachtsgeschichten mit musikalischer Begleitung durch Gerhard Rauscher. Um 19 Uhr könnte man dann zwischen der Kalenderpräsentation einer Schreibwerkstatt des polycollege (Reinprechtsdorfer Straße 38) oder Walter Baiers Buchpräsentation über die Geschichte der KPÖ (Rotpunkt, Reinprechtsdorfer Straße 3) wählen.
Der MAKAK ist vordergründig ein Programmheft, in dem Margaretener Kulturtermine der Adventszeit aufgelistet und kurz beschrieben werden. Er liegt im Prinzip auch nur innerhalb des Bezirkes auf, hat aber dort schon solche Bedeutung erlangt, dass viele Veranstaltungen, die nicht die Bohne mit dem Advent respektive Weihnachten kokettieren, bewusst für die vorweihnachtliche Zeit angesetzt werden, um eben im MAKAK aufgenommen werden zu können das bringt Quote.
„Zwei große Trennlinien“
Thierry Elsen, neben Gabi Rökl und Elisabeth Röschl einer der drei KalendermacherInnen, ist eng mit Margareten verflochten. Nicht nur, dass er hier immer schon gewohnt hat, er geht auch im Fünften seinem Brotjob nach und bietet über den Verein read!!ing room Kulturführungen durch den Bezirk an. Im Augenblick sind in Elsens Repertoire drei verschiedene „kult.touren“, und zwar „Durchs alte und neue Matzleinsdorf“, „Weibs.bilder“ (Margaretener Frauen wie Margarete Schütte-Lihotzky, Therese Schlesinger-Eckstein, Maria Altmann, Friederike Seidl, Christine Busta, Friederike Mayröcker, Bertha Diener oder Sir Galahad gewidmet) und schließlich noch „Über Siebenbrunnen musst du gehen …“. Um eine Kürzestbeschreibung von Margareten gebeten, weist Thierry Elsen auf „zwei große Trennlinien“ hin: die Wiedner Hauptstraße und die Reinprechtsdorfer Straße jeweils Richtung Gürtel hin gebe es „nichts“. Besondere Erwähnung findet auch noch der Margaretenplatz, wo eine Gentrifizierung (laut Wikipedia umgangssprachlich auch Yuppisierung“, beschreibt einen sozialen Umstrukturierungsprozess eines Stadtteils. Demnach führen die gezielte Aufwertung eines Wohnumfeldes sowie Restaurierungs- und Umbautätigkeiten zu einer Veränderung der Bevölkerungsstruktur) vollzogen wurde. Vor diesem Hintergrund könne der MAKAK, so Elsen, auch als „Anti-Gentrifizierungs-Programm“ verstanden werden, „wir gehen quer durch den Bezirk“.
Info:
MAKAK-Eröffnungsveranstaltung am 1. Dezember um 19.30 Uhr im Halikarnas, Spengergasse 31, 1050 Wien
Der MAKAK online: www.e-zine.org
Programm von „Der musikalische Adventkalender“: www.wienerlied-und.at