Ohrwurm
Die U-Bahn in Tokio, ein Bahnübergang in Niederbayern, eine kaputte Kaffeemaschine in Rom und ein Saxophonkurzkonzert vorm Linzer Hauptbahnhof. Die (Alltags-)Welt, wie sie klingt, macht das Kunstprojekt «Radio aporee» hörbar.
Der Audiokünstler Udo Noll hat es 2006 gestartet, und mittlerweile sind auf seiner Internetseite unzählige Klänge aus über 4000 verschiedenen Orten zu hören. Auf der digitalen Weltkarte einfach einen Ort aussuchen und den Hörminiaturen von Sibirien bis Feuerland lauschen oder im Mixmodus verschiedene Klanglandschaften zu einer eigenen Hörwelt verbinden. So lässt sich etwa eine LKW-Fahrt von Wien nach Bratislava, mit Wellenrauschen vom Plattensee, Fritteusegeräuschen aus Bangkok, kanadischem Hahnkrähen und einem finnischen Schneespaziergang, zu einem recht experimentellen Hörminispiel zusammensetzen. Die globale Soundkarte versteht sich als kreativer Gegenentwurf zu kommerziellen Geodatenvermessungen und funktioniert als freies Archiv, an dem jede_r selbst Klänge beisteuern und beschlagworten kann. Neben Klassikern wie dem Läuten von Big Ben oder Geräuschen vom Orient Express gibt es auch pazifisches Meeresrauschen oder Vogelgezwitscher aus Warschau. Aufgenommen werden vor allem Umweltgeräusche, aber auch Veranstaltungen und kurze Gedichte. Vor allem die kleinen, scheinbar unbedeutenden Alltagsklänge machen das Soundprojekt so spannend, jede Aufnahme ist wie eine akustische Flaschenpostnachricht, Absender_in und Empfänger_in unsichtbar.