Neue Tiroler Landesregierung
Nie kandidiert und doch gewonnen – Raiffeisen wurde in die Tiroler Landesregierung gewählt, weil: Die hier bereits wiederholt beschriebene Dreifaltigkeit der Organisationen Raiffeisen, ÖVP-Bauernbund und Kammer funktioniert und wird praktiziert! In der neuen Tiroler Landesregierung wird mit Josef Geisler ein Raiffeisenfunktionär Agrarlandesrat. Geisler, bisher Fraktionschef des ÖVP-Landtagklubs, Obmann des Tiroler Bauernbundes der ÖVP, Mitglied des Vorstandes des Raiffeisenverbandes Tirol, Obmann der Sennereigenossenschaft Aschau kann auch auf die Achse zur Landwirtschaftskammer bauen.
Die Checkliste für die Anforderungen an den neuen Agrarlandesrat war überschaubar. Drei Punkte waren allerdings nicht verhandelbar und mussten zu 100 Prozent erfüllt werden – denn diese drei Punkte garantieren das Funktionieren des Systems Giebelkreuz: 1.) Verankerung im Raiffeisenkosmos. Check! 2.) ÖVP-Bauernbund. Check! (= Chef, mehr geht nicht.) 3.) Synchronisation Apparat Landwirtschaftskammer. Check! (siehe Zitat Landwirtschaftskammerfunktionär Raggl).
Der 51-jährige Zillertaler Bauer Josef Geisler kennt das Innenleben sowohl der Raiffeisenwelt als auch des Tiroler Landtages nicht erst seit gestern: Seit 1994 sitzt der Bauernbündler im Tiroler Landtag, zuletzt als Klubobmann der ÖVP-Fraktion. 2012 wurde Geisler, Obmann der Sennereigenossenschaft Aschau, Obmann des Tiroler Bauernbundes. Weil die Raiffeisenorganisation, der ÖVP-Bauernbund und die Landwirtschaftskammer prinzipiell bemüht sind, mit gebündelter Kraft aufzutreten, analysiert der Tiroler Bauernbunddirektor Peter Raggl, auch er in Raiffeisenwelt, Bauernbund und Landwirtschaftskammer (Ausschussmitglied) bestens verankert, präzise und korrekt die Funktion des neuen Bauernbundobmannes: «Wir bauen auf das Netzwerk von Josef Geisler, um für unsere bäuerlichen Betriebe und den ländlichen Raum in Zukunft gestaltend da zu sein. Für uns ist Geisler der ideale Kandidat.» So entspricht der neue Landwirtschaftslandesrat genauestens dem Raiffeisen’schen Erfolgsmuster: In der Landesregierung sitzt ein Entscheidungsträger, der mit einem dreistrahligen Turbo-Triebwerk durch die Welt der Raiffeisen betreffenden Gesetzesbeschlüsse und Verwaltungsvorgänge düst. Giebelkreuz, Bauernbund und Kammer geben den Schub.
Für den Konzern sollte der Funktionär in der Regierung segensreich wirken können. Auf der Website der ÖVP Tirol werden die Agenden des Ressorts des neuen Landesrates beschrieben. Aus dieser Aufstellung der künftigen Tätigkeiten Josef Geislers können nun die Raiffeisen-Konzernmanager Stichworte auswählen, um Hinweise für ein gedeihliches Leben der Raiffeisenorganisation an das Regierungsmitglied und künftigen Landeshauptmann-Stellvertreter zu geben. Das Ressort birgt tatsächlich Möglichkeiten, die Gewicht für Raiffeisen haben (siehe Kasten).
Bereits der erste Punkt betrifft das zentrale Geschäft von Raiffeisen: «Land- Forstwirtschaft». Was hier harmlos daherkommt, hat in der Realität mit dem Millionenprofit, den Raiffeisen aus der Landwirtschaft zieht, zu tun. Oder beispielsweise der Punkt «Veterinärwesen»: Bekanntlich haben die Raiffeisen-Molkereigenossenschaften nahezu ein Monopol in Sachen Milchverarbeitung. Sennereigenossenschaftsobmann Geisler weiß, was zu tun ist.
Interessant wird die Antwort auf die Frage, wie der neue Agrarlandesrat mit der Causa «Agrargemeinschaften» umgeht. (Große, gemeindeeigene Grundflächen wurden vor Jahrzehnten widerrechtlich an «Agrargemeinschaften» verschenkt. Jetzt gibt es Troubles beim Zurückholen der Gemeindegründe. Ein VP-internes Match). Raiffeisen als Finanzierungspartner von so mancher Seilbahnbetriebsgesellschaft auf Agrargemeinschaftboden wird Interessen haben. Und einen zuständigen Landesrat.
Infos:
Desig. Landeshauptmannstellvertreter ÖR Josef Geisler:
Land- und Forstwirtschaft; berufliche Vertretungen und Arbeitsrecht auf diesem Gebiet; land- und forstwirtschaftliche Schulen; Personalangelegenheiten der Lehrer an den land- und forstwirtschaftlichen Berufs- und Fachschulen; Berufsausbildung in der Land- und Forstwirtschaft; Bodenschutz; landwirtschaftliche Betriebe des Landes; Bodenreform; Höferecht; Grundverkehr; Almschutz; Forstrecht; Jagd; Fischerei; Tierschutz, Veterinärwesen; Pflanzenschutz; Landesjagd Pitztal; Beteiligungen des Landes an der Tierkörperentsorgung Tirol GmbH;
Bau, Erhaltung und Verwaltung von Landesstraßen; Vermessungswesen;
Tiroler Versicherung V.a.G.;
Wasserrecht und Wasserwirtschaft, Energiewesen;
Sicherheitsverwaltung; Feuerwehrwesen; Feuerpolizei; Landesstelle für Brandverhütung; Katastrophenschutz und -management; Zivilschutz; Landeswarnzentrale; Beteiligung des Landes an der Leitstelle Tirol Gesellschaft mbH.;
Angelegenheiten des Wehrwesens und des Zivildienstes;
Sportangelegenheiten; Beteiligungen des Landes an der Nationalen Anti-Doping-Agentur Austria GmbH, der Innsbruck-Tirol Olympische Jugendspiele 2012 GmbH und der Olympia Sport- und Veranstaltungszentrum Innsbruck GmbH.
