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In Kostüm, an den erfundenen Instrumenten – Little Rosies Kindergarten mit Schellenring-Gastkind (Foto: © Mario Lang)

Musikarbeiter unterwegs … mit Skistock-Blasinstrumenten, Christine Nöstlinger und mehr

2017 veröffentlichte das dreizehnköpfige Kollektiv Little Rosies Kindergarten sein Debüt-Album. Von April bis Mai spielen die Musiker:innen ganz besondere Konzerte.

Die Musikarbeiter treffen sich im altvertrauten Chelsea am ­Gürtel, wo an diesem Abend die ewig-jungen US-Rock ’n’ Punk-Rabauken von den Supersuckers spielen. Mit gleich zwei Support-Acts, den hiesigen The Sick Pack Rat Attack und Volk. Beide erlebt der Text-Musik­arbeiter später noch, bevor er voll von den Eindrücken mit Little Rosies Kindergarten Richtung Bettruhe aufbricht. Wobei Volk – ein Duo, Gitarrist und Schlagzeugerin, beide singen – wie die ­Hauptband aus den Staaten schon ­ordentlich «­abdrücken» … Was so auch über die kurz mitgehörte Probe von Teilen von ­Little Rosies Kindergarten zu sagen ist, die die Musikarbeiter unweit gelegen in der Grundsteingasse davor besucht ­haben, im Atelier des in Hamburg geborenen, in Wien wirkenden Künstlers Götz Bury. Auf von diesen aus Müll und Zivi­lisationsresten gebauten ­Instrumenten, wie einem Perkussions-Set-up, zu dem unter anderem wiederverwertete Feuer­löscher gehören, erzeugen die anwesenden Musiker:innen eine nicht nur des ungewöhnlichen In­strumentariums wegen spannende, unmittelbar ­faszinierende Musik – von Musiker:innen der Band für diese Gelegenheit und das Instrumentarium komponiert. Zur Live-Aufführung kommt es im Demontage- und Recycling-Zentrum im 14., das zugleich ­Ausgangsmaterialien für die Instrumente stellte.

Müll und Alltag …

Wochen vorher mit dem Violinisten Florian Sighartner im Speisewagen zu sitzen gekommen, erzählte dieser auf der Fahrt nach Wien von den spannenden Dingen, die er als einer der 13 Musiker:innen des speziellen Klang-Kindergartens demnächst vorhat. Mit ihm bei dieser besonderen Formation, die sich immer wieder dem Ausloten der Möglichkeiten eines solch großen Klangkörpers, der ­Vielzahl an instrumentalen Möglichkeiten und musi­kalischen Zugängen widmet.
Neben Florian gehören dazu Anna Anderluh und Anna ­Widauer als Stimmen, Lisa ­Hofmanninger, Nikolaus ­Holler, Robert Schröck und Werner ­Zangerle an diversen ­Blasinstrumenten, Violinist ­Simon Frick, Clemens ­Sainitzer am Cello, Keyboarder ­Lukas Leitner, Bernhard Hadriga an der ­­Gitarre, Bassist ­Philipp ­Kienberger ­sowie Schlagzeugerin und Perkussionistin ­Judith Schwarz. Drei ­Alben ­haben ­Little Rosies Kindergarten bislang veröffentlicht, zuletzt 2023 ­Explorations, mit Live-­Aufnahmen aus ihrer Zeit als Stage-Band des ­Porgy & Bess 2021, 2022. «Erkundungen» ist keine schlechte Überschrift für den kreativen Zugang ­einer Band zu ihrer Kunst, deren Musiker:innen sich viele musikalische Hüte aufsetzen können und dies in den verschiedensten Konstellationen auch immer wieder tun. Es hat ­etwas extrem Inspirierendes, Götz Bury über die Entstehung seiner Instrumente reden zu hören, darüber, wie mensch die Klingeln von Mikrowellenherden in einen kreativen Kontext stellt – oder aus einem Skistock ein ­Blasinstrument formt, nachdem mensch diesen ­gerade im Einsatz ­erlebte. Und passend ­suchen Little ­Rosies Gelegenheiten, nicht in herkömmlichen Konzert-­Locations zu agieren – wie im Mai mit dem BRGORG15 und dessen Schüler:innen am Henriettenplatz, wo dem «Klang des Alltags» nachgespürt wird.

… und Stadt.

Damit nicht genug, gibt es im Juni noch einen weiteren Termin, bei dem im Christine-Nöstlinger-Hof gemeinsam mit der Schauspielerin ­Sarah Jung Musik zu Nöstlingers ­legendären Gedichten Iba de gaunz oamen Leit gemacht wird – zugleich ­Präsentation ­eines im Mandelbaum Verlag erscheinenden Albums/Klangbuchs. Der Gemeindebau, der den Namen der großen Autorin trägt, ist ein idealer Schauplatz des Konzerts. Möglich sind diese drei Konzerte, «Der Klang des Mülls», «Der Klang des Alltags» und «Der Klang der Stadt», die allesamt eigene Artikel und ausführlichere Auseinandersetzung verdienen, durch eine Shift-Förderung (www.shift.wien) der Stadt Wien. Was zeigt, wie wichtig taugliche Förderin­strumente sind, die spannende Inhalte ermöglichen und solche anstoßen wollen. Darauf einen lauten, weit vernehmbaren Tusch, aus «echten» und erfundenen Instrumenten!

www.little-rosies-kindergarten.com

Der Klang der Stadt
14. Juni, 17.30 Uhr, 17., Christine-Nöstlinger-Hof

Der Klang des Alltags
Mit dem BRGORG15
16. Mai, 17 Uhr
15., Henriettenplatz

Der Klang des Mülls
Mit Götz Bury und seinen Instrumenten
12. April, 19 Uhr
Demontage- und
Recycling-Zentrum
14., Vogtgasse 29