Reich, was heißt schon reich?Dichter Innenteil

In der Vorstadt

Vorweihnachtszeit: eine Punschglocke hängt auch über dem Floridsdorfer Spitz. Vor einem Punschstandl des Arbeitersamariterbundes, ein Herr in mittleren Jahren, im Trainingsanzug, nach dem 5.Punsch räsonierend. Herr:Jetztan muass i longsam ham. Kollege. Schad. An Sechstn kan I mir leida nimma leistn. Jetztan bin I nämlich nega. Is oba erst dar 20. Scheiße! Wanns net von jedem Punsch 1 Euro fir di Waisnkinda in Rumänien abziagn datn, kennt i no fir di gespendeten Euro 2 Punsch trinkn. Was solls, san ja a arme Hund de Kinda in Rumänien. Is ja a gute Sach! Was wirdn do einakummen? Im Kopfrechnen wor i in dar Schul imma bei de Bestn.

Seitn erstn Einkaufssamstag steht dös Standl da, bis Weihnachtn. Offn hats bis um Zehne. San 8 Stundn jedn Tag. San 30 Tag. 30 Tag mal 8 Stundn: san 240 Stundn, wos hackln müssn. A Punsch kost bei de Arbeitersamarita in Floridsdorf 3 Euro, beim Rotn Kreiz kost da Punsch 3,50. De Rotn san die bülligsten. Deswegn steh ja da.

In da Stund, werdn, was schätz ma, Herr Nachbar, sog ma (i steh jetzt 1 Stund da und hab 5 trunkn, da stehn jetzan 5 Leit da, sog ma , de haben a alle 5 Punsch trunkn), sag ma 25 Punsch in dar Stund. San 25 mal 3, san in dar Stund 75 Euro. A Spitznlohn! Gut, da musst den 1 Euro Spende abziegn, des san dann, Momenterl: 25 Euro, die in aner Stund nach Rumänien gehen. A no a guater Stundenlohn! In dera Hockn zu Schluss, bevor sie zurgesperrt haben, hab i a net mehr verdient. Wieso kennens des Göd net mia geben? I braucherts a. Net nur de Waisnkinder san arm. Für de Leit, de in Österreich arm san, machens imma weniger. I will mi net beklagen. Weu arm bin I eigentlich eh net. Fürs Licht ins Dunkl hab i a scho gspendt, damals wia i no a Hockn ghabt hab. Hab i ma denkt, wenn spendest, kummt dei Nam ins Fernsehn. 10 Euro hab i gebn. Was war? Nix war.

Dankschön, Kollege, dass du ma jetzt an Pusnch spendiert hast. Sollst leben.

Aber des Spenden bringt ja a nix, des is ja nur a Tropfn aufn haßn Stan und außerdem de paar Tag zu Weihnachtn san zwenig, bei dera ganzn Armut, da muss scho der Staat her, aber der is ja pleite, angeblich. Und warum: weu de reichn Pinkl kane Steiern zahln wolln! Mei letzter Chef mit seine ganzn Steierberater, hat einfach die Budn zugmacht, Konkurs anmeldet und 50 Leit san auf der Straßn gstandn. Aus wars, dabei hat der ka schlechtes Gschäft gmacht mit seiner Baufirma. Heit sitzt er in Mallorca in seiner Villa und lasst sichs gut gehn. Ist des Gerechtigkeit frag i sie?

De reichn Gfrasta, tätn ja am liabsten den Punsch da a no von der Steier abziagn lossn. Na, zu de Arbeitersamarita kummt eh ka Gödsack her und wenn aner kammat, dem dat i mei Meinung scho sagn.

I fragat eam: Sagns Herr, was machen se mit dem ganzn Göd? Kennans eh net ins Grab mitnehmen. Was machen sie bei dera Armut auf der Wöd und bei uns in Österreich? Und wenn der dann sagt: I spend eh fir: die krebskrankn Kinda, oda für die Tsunamitotn, oda firs Erdbebn (wos was i wo) oda fir die Aidsnega oda andere Krewecherln in Afrika. Dann, dann sag i: Geh in Oarsch, Oida! Mi kannst net papierdln. Dann, wenn er no net gangen is, frag i eam no: und was tust fir unsere armen Leit, du Beitl, du Unnetiga? Was tust fir die Obdachlosn, oda de was delogiert werden, weils ihr Miete nicht zahlen kennen. I wer eam sagn, ins Gsicht, schau die um, da am Spitz, de jungen Buam und Madln, de an der Spritzn hengen, was tust fir de? Oda de armen Schweine, de Flüchtling aus Tschetschenien. Guat, es san net alle Flüchtling, guat, es san a Gfrasta drunter. Besonders de Nega, de was da Drogn düln, de sullt ma wirklich wegrama. Oba anderseits, was solln se sonst tun, ohne Orbeit. Und orbeiten dürfens net. Oba es gibt eh kann Orbeit, ah net fir die Unseren. Jedenfalls dem hochnasaten Gödbeitl, tat i scho mei Meinung sagn. Gebens ma Recht, Kollege? Seit i hockstad bin, muss mei Frau putzn gehen fir 8 Euro, schwarz. Hat lang gsucht. Wissens was zu hern kriagt hat, drübn in der Cotage, bei die reichn Arschlöcha, bei de feinen Damen, de Trampl? Wissens was war, wia mei Frau vorstellen war? Olle ham gsagt: Ja wir brauchaten scho jemand für den Haushalt. Die meisten ham dann no gsagt: Sie müssen aber imma zur Verfügung sein, weu wenns a Abend-Gesellschaft gibt, müssens standapede kommen, oda wenns der Oma schlecht geht, solltens scho über Nacht bleibn. Hat mei Frau geantwortet: Wenn die Gage stimmt, mach i alles. Dann hams ihr 6 Euro die Stund anboten. Hat mei Frau gsagt: Danke, das wars, suchen sie sich an anderen Trottl. Zur Antwort hats kriagt: Sie soll nicht undankbar sein! Nicht undankbar, so a Frechheit! Dabei hat mei Frau das ganze Leben in ana Putzerei garbeitet, mit de ganzn Gifte und Dämpfe, so dass heit an Krebs hat und e nimma kann.

I vasteh de reiche Bagage nicht. Ham e olles und wolln no mehr, kennen den Hals nicht vollkriagn. Reich wollt i e net werden, nur so vül haben, dass ma anständig leben kann: a Wohnung, a schene Küch, a Auto, na ja, scho a guats an Mercerl oder an Bayrischn. Seit i klan war, steh i nämlich auf Auto. Dann no an Urlaub im Sommer und Winta, a amal weiter wegfahrn, nach Thailand oder so und a bissl a Göd ham fir di Kinda, eh net verwöhnen, de missn eh auf die eigenen Füss stehen, aber grad so, dass ma zu Weihnachten net notig zu de Kinda sein muass. Mehr is net. I hab ja viel Zeit. Jetzta. Kennt Fischn gehen in die Lobau auf die Dechant-Lackn, Fischen is mei Hobby. Oba, i sags ihna ehrlich, i kann ma die Kartn nimm leistn. Oasch is des, wirklich bitta. Stattdessn schickt mi des Arbeitsamt auf an unnetigen Kurs nachm anderen. Da sitz i mit 16-jährige Buam von da Hilfsschul und mit 30-jährige Gstudierte. Was soll i durt? An Lebenslauf nach dem anderen schreiben, die eh nur im Papierkorb landen. Wer will heit an Verschaler mit ana hinen Bandscheibn? Na ja, jetzt arbeit i auf die Invalidenpension hin. Oba des wird a immer schwerer. Hoff ma halt. Oba de Probleme haben de reichn Leit alle net. Sie vastehn mi oba? De Reichn schern sie an Dreck um die Armen. Eiskalte Egoisten! Manchmal hab i so an Zurn, dass i de direkt okragln kennt. De Kommunisten hab i zwar nie gewählt, aber a bisslerl ghörten sie scho wida her. Weil de Reichn werdn imma frecha. Früher wia da eisere Vorhang no war, da habn sie sich gfürchtet, aber net vor unsere Kummerln, na vor de Panzer von der Roten Armee! I hab imma de Sozi gwählt, I waas net, obs was bracht hat. Guat, in Wean is net so schlecht, oba davon kriag i a ka Arbeit. Der Bua is bei der Gemeinde untakommen, a batzn Hackn, bei de Kanalräuma. Guat zahlt. Der Bua schaut eh, ob er mi net dort unterbringen kennt. Oba de ham jetzt a so an Druck, die Gemeindebetriebe, und wenns net spurn, hams in Aufdrahten. Oba no ham durt die Sozi was zu sagn.

Oba wir kommen vom Hundertsten ins Tausendste. Ob i no an Punsch wü? Na danke, sehr nett, oba jetzt muss i zHaus, mei Frau wartet, de wird eh scho keppeln. Seits so krank is und wir ka Geld haben, motschkerts in ana Tour. I verstehs eh. Auf Kur täts gern fahrn. Oba jetztan mit de Selbstbehalte. Es geht net, es geht net! Jetzt kriag i wieda so an Zurn; wenn i ma denk, und i schau ja jetztn viel fern, alle Kanäle, alles, außer Politik, de reden alle desselbe, des kann i nimma hern: des Gelabere über: Gürtl enger schnallen, bei de Pensionen sparen, länger arbeiten, Staatsbankrott. Da schalt i ab. Aba de Talkshows, de san hin und wida ganz lustig. Da sitzn Leit drinnen, reiche Leit, de haben Sorgn, na dem mecht i haben!

Da kriagn die Weiba Depressionen, wenns an zu großn oda klanen Busn haben, oda da ziagns gegenseitig überanander her, weu s grad a Gspusi mitn gleichn Millionär haben. Dann jammerns alle, das so viel Steiern zahlen missn, dabei haben de eh alle ihr Gerstl scho auf irgendane Insel bracht. Des Anzige, wos wir mit de reichn Gfrasta gemeinsam habn, is dass ma alle sterbn missn. Da gebns ma aber jetzt recht? Na gut, wenns mi scho einladen, trink i halt no an Punsch. Danke. Zum Wohl.