Reparieren als Modevorstadt

Ein Festival für Selbstverständliches

Jetzt werde sogar schon das Reparieren, was eine Selbstverständlichkeit sein sollte, zur Modeerscheinung, lautete der Kommentar einer Passantin beim Erblicken eines Plakats vom re:pair festival. Manch vernünftiges Tun braucht halt einen Anschub, um wieder ins Bewusstsein gerückt zu werden, wie eben das Reparieren. ­Wobei hier ausnahmsweise einmal die Politik mit der Einführung des Reparaturbonus’ früher als die Kulturszene dran gewesen ist.
Das re:pair festival ist von Tina Zickler konzipiert, die letztes Jahr mit dem Memento Mori ein fulminantes Festival zum Thema Tod aus der Totenhaube gezaubert hat. Reparieren hängt indirekt auch mit dem Tod zusammen, nämlich ihn auf die lange Bank zu schieben, indem Geräte oder Gegenstände quasi wiederbelebt werden. Was Reparatur aber sicher nicht leisten kann, ist der Klimakrise wirkungsvoll entgegenzutreten, wie gerne behauptet wird. Vielmehr ist es eine symbolische Handlung, die auch Spaß machen und zu Erfolgserlebnissen führen kann, falls man selbst Hand anlegt.
Selbstredend bietet das Festival dazu auch Workshops an, etwa zu Visible Mending – sichtbares und kreatives Flicken von Kleidungsstücken. Sehr sinnvoll, denn die Winterpanier wird in Anbetracht der horrenden Energiepreise wohl bald auch in Innenräumen getragen werden müssen und dementsprechend verschleißen und reißen.

15. Oktober bis 6. November
www.repair-festival.wien

Foto: Tina Zickler