Rote Linie, grünes Problemtun & lassen

Klimacamper_innen gegen die 3. Piste

Do not cross the red line! Irritiert zieht eine ältere Frau ihren Rollkoffer vor den Gesichtern der liegenden Menschen vorbei.

Foto: System Change Not Climate Change

Noch vor kurzem haben die 80 Aktivist_innen in roten Anzügen eine Menschenkette quer durch die Ankunftshalle am Flughafen Wien-Schwechat gebildet, bis sie wie Dominosteine umgefallen sind. Jetzt formen ihre Körper eine rote Linie. Währenddessen wird vom ersten Stock der Halle ein Transparent abgeseilt: «Keine 3. Piste» ist darauf zu lesen. Vereinzelt steigen Passagier_innen über die eindrucksvoll lange Menschenkette. «Diese rote Linie ist ein Symbol, das bedeutet: Bis hierher und nicht weiter!», sagt eine der Aktivist_innen. «In Zukunft werden hoffentlich vermehrt rote Linien gezogen werden. Wachstum kann nicht unendlich sein, und wir müssen diskutieren, wo die Wachstumsgrenzen liegen.»

Die Aktion fand im Rahmen des zweiten Klimacamps in Enzersdorf an der Fischa statt. Sie richtet sich in erster Linie gegen die umstrittenen Pläne der Flughafenerweiterung; in Workshops und Diskussionsrunden wurde Klimagerechtigkeit aber viel breiter diskutiert: «Mit dem Murkraftwerk in Graz und der 3. Piste bei Wien kann man fast alles erklären, was in Österreich im Bereich Klima- und Energiepolitik falsch läuft», fasst der Sprecher des Klimacamps zusammen: «Die Flughafenerweiterung ist ein klassisches fossiles Großprojekt, das von Industrie, Bauwirtschaft und Politik forciert und – koste es was es wolle – durchgesetzt werden soll. Statt Solar- und Windkraft wird seit Jahrzehnten vor allem die Wasserkraft gefördert, mit allen ihren naturschädigenden Auswirkungen, und insbesondere in Graz auch mit ihren negativen sozialen Folgen.» Die Energie- und Klimastrategie der Regierung verspricht keine Besserung: Von Energieeinsparung, einer tatsächlich realisierbaren und dabei ökologischen und sozialen Lösung ist dort gar nicht erst die Rede.