Nachruf: AUGUSTIN-Verkäufer Rudolf Engel (1949–2019)
«Ich bin in einer Baracke aufgewachsen und werde wahrscheinlich, bis ich in die Kiste steig, in einer Baracke wohnen müssen», sagte der AUGUSTIN-Verkäufer Rudolf Engel zu dieser Zeitung im Jahr 2007. So weit ist es zum Glück nicht gekommen, denn nach vielen Jahren der Obdachlosigkeit konnte er vorübergehend eine Kellerwohnung beziehen, bis er einen Platz in einem Wohnheim erhalten sollte. Dort entflammte sogar noch eine erwiderte Liebe zu einer Frau, die er bereits beim Zeitungverkaufen flüchtig kennenlernen durfte.
Rudolf Engel hat quasi von Beginn an und über 20 Jahre hinweg den AUGUSTIN verkauft. Der Alkohol und eine Scheidung habe ihn auf die Straße geführt, erzählte er offen, aber man müsse sich mit den Lebensumständen arrangieren und dürfe sich nicht hängen lassen, fügte er hinzu. In einem Lebensabschnitt, als er Unterschlupf in einem aufgelassenen Schacht an der Landesgerichtsstraße, ganz nah an seinem Verkaufsplatz, dem U2-Ausgang Florianigasse, gefunden hatte.
Der Kolporteur beschrieb sich selbst als Einzelgänger, dabei schuf er für sich und seinen kleinen Hund Gipsy ein unterstützendes Netzwerk, wie es sonst kaum jemand in einer ähnlichen Situation zuwege bringt. Wie er das angestellt hat, gab er auch auf von ihm geführten Grätzelspaziergängen preis.
Im Frühling 2018 musste Rudolf Engel, der sich durch und durch als Wiener gefühlt hat, krankheitsbedingt in ein Senior_innenzentrum nach Purkersdorf ziehen, wo er Ende Oktober friedlich entschlafen ist.