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Wenn es keinen geförderten und gewollten sozialen Aufstieg von Zugewanderten gibt, muss man Qualifizierte durch Diskriminierung dazu bewegen, dass sie die schlechter qualifizierten Tätigkeiten ausführen.In den letzten Jahren verzeichnete Österreich eine höher qualifizierte Zuwanderung durch Flüchtlinge, die kaum wahrgenommen wird. Personen aus Nicht-EU-Ländern müssten ihrer Ausbildung entsprechend eigentlich um 30 %, Eingebürgerte um 20 % mehr verdienen. Sie werden weit unter ihrer Qualifikation beschäftigt. Flüchtlingsorganisationen berichten, sie könnten mit den Leuten aus ihren Beratungsstellen und Unterkünften eine Fachhochschule betreiben. Nach der erfolgten Dequalifizierung findet kein beruflicher Aufstieg mehr statt. So bleibt auch viel vorhandenes Arbeitsmarktpotenzial ungenützt. Österreich hat eine qualifizierte Einwanderung, die aber weitgehend nicht zur Kenntnis genommen wird.
Insgesamt ist die Nachfrage nach gering qualifizierten Tätigkeiten größer als die Anzahl an Menschen mit geringen Qualifikationen, die zur Verfügung stehen. Hilfs- und Anlerntätigkeiten machen insgesamt 26 % der Beschäftigung aus, einen von vier Arbeitsplätzen. Das ist kein Randbereich, sondern ein beträchtlich großer Sektor. Zwei Drittel der Migrant_innen sind als Arbeiter_innen beschäftigt. Sie arbeiten im Handel und in der Sachgütererzeugung, im Tourismus und in der Gastronomie, in der Industrie und in der Bauwirtschaft, in Reinigungsfirmen und im Gesundheitssektor. Das sind Branchen, in denen der Wettbewerb sehr hoch und die Beschäftigungsstabilität nur gering ist. Das Einkommen ist in diesen Bereichen jedenfalls niedrig. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in gering qualifizierten Tätigkeiten hat eine mittlere Ausbildung. Es gibt einen Überschuss an mittleren Ausbildungen und zu wenig Geringqualifizierte für die zahlreichen «unteren» Jobs. Daraus folgt, so der Sozialwissenschafter August Gächter, dass «in erheblichem Umfang höher Ausgebildete in gering qualifizierten Tätigkeiten beschäftigt sein müssen». Deswegen entsteht die Schwierigkeit, eigene Bildung nicht verwerten zu können.
Wenn also die wichtige Funktion der Bildung betont wird, dann muss auch ihre reale Verwertung auf dem Arbeitsmarkt Thema sein. Wenn mehr qualifizierte Zuwanderung gefordert wird, dann muss man zumindest darauf hinweisen, dass es diese seit zwanzig Jahren gibt, sie aber nicht zur Kenntnis genommen wird. Wenn davon gesprochen wird, dass wir ab jetzt nur mehr Hochqualifizierte als Zuwanderer_innen brauchen, dann muss auf den Widerspruch der großen Nachfrage im Niedriglohnsektor verwiesen werden. Und der Druck zur Sprache kommen, der mittlerweile Bessergebildete dazu zwingt, im untersten Sektor zu arbeiten.