Schön sprechentun & lassen

Dannebergpredigt

Mir fällt auf, dass Kinder vermehrt «schön sprechen», nicht nur jene aus «gutem Elternhaus». Die Freundinnen meiner Enkeltöchter sprechen sowohl nach der Schrift als auch den Wiener Dialekt. Ich kenne auch Jugendliche mit der höflichsten Erziehung eines bildungsfreundlichen Elternhauses, die Laute wie «Baam Oida» oder «schleich di» von sich geben.

Andere wieder aus sogenannten bildungsfernen Elternhäusern sprechen das klarste Hochdeutsch. Ich vermute, dieses dialektsprachliche und hochdeutsche Gemisch der Jugend liegt eher am fremden kulturellen Einfluss deutscher Serien und synchronisierter Filme in Kino oder Fernsehen. Das schnöselnde Schönbrunner Deutsch, früher Ausdruck gehobener Herkunft, wurde abgelöst vom Changieren zwischen Laut- und Sprachmelodien unterschiedlichsten Ursprungs und differenter Situationen.

Auf den Schulhöfen oder an der Uni nimmt sich die sprachliche Differenz in bunten Mischungen verschiedener Dialekte und Sprachen Raum. Wenn Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Kulturen beisammen sind, herrscht nicht, wie beim Turmbau zu Babel, babylonische Sprachverwirrung, sondern alle scheinen sich miteinander prächtig verständigen zu können. Aus meiner Erfahrung im Sprachcafé, welches von Migrant_innen und Menschen fernerer Herkunft besucht wird, um durchs Reden besser Deutsch zu lernen, merke ich, wie wichtig Bildung und das Beherrschen der Herkunftssprache sind, um eine fremde Sprache nicht nur zu lernen, sondern auch zu verstehen. Die Neugier, bestimmte Wörter und Sinnzusammenhänge im Austausch mit anderen Kulturen zu begreifen ist ebenso groß wie der Wissensdurst, voneinander zu lernen und unterschiedlichste Sprachen ins Deutsche zu transformieren.

Die oberösterreichische schwarz-blaue Landesregierung wollte Deutschpflicht auf den Schulhöfen einführen, was die Bundesregierung als Eingriff in die Privatsphäre vorerst abgelehnt hat. Aber die Sprachpolizei schläft nicht, wie der Verteidigungsminister beim Binnen-I-Verbot bewiesen hat. Ausschluss und Stigmatisierung Andersdenkender gehören zum türkis-blauen Programm ausländerfeindlicher und antifeministischer Bauart.

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