Schon wieder ein Feiertag!Dichter Innenteil

Gottfrieds Tagebuch Juli 2022

21. 5.
Wie ich heute gemeinsam mit First Lady erfahre, gibt es einen sogenannten Superwurm, der sich von Styropor ernährt und dabei sogar zunimmt. Bis hierher scheint mir das eine interessante Information in Bezug auf unsere Klimathematik zu sein. Jedoch, wie nicht anders zu erwarten, drängt sich in meinen Gedankengängen ein landesüblicher Bewohner in den Vordergrund. Er wird mit einer, seiner Meinung nach spannenden Überlegung vorstellig. Was wird sich in der Ernährung von sogenannten Supermodels ändern, wenn sie erfahren, dass man von Styropor zunimmt? Außerdem traf kürzlich die Information ein, dass es da eine neue
Diätpille gäbe, die dem Gehirn sagt: «Du bist satt!» Es könnte allerdings durchaus die Möglichkeit bestehen, dass dieses Medikament nicht immer einen adäquaten Ansprechpartner vorfindet. Oder eine Partnerin. First Lady zeigt Symptome akuter Verliebtheit und zwar gegenüber ihrem neuen Schmusekissen im praktischen Bonsai-Format.

25. 5.
Morgen ist ein Feiertag. Also bewaffne ich mich mit entsprechendem Vermögen und suche meine bevorzugte Nahversorgerin heim. Beim unvermeidbaren Blick auf die Preisschilder versuche ich äußerst standhaft, die Besinnung nicht zu verlieren. Umgehend in tiefe Tagträume zu verfallen, wird ebenso rasch wieder verworfen. Besser gesagt sofort nach der erdachten Feststellung, dass Nato nicht das Gegenteil von brutto sei. Zum Glück ist morgen ein Feiertag …

28. 5.
Irgendwie liegt heute etwas in der Luft, und zwar nachhaltig. Ich kann mich als Verantwortlichen für diese, die Nase beleidigende Gaswolke zweifelsfrei ausschließen. Ich fürchte, dass First Lady durch mediale Beeinflussung auf die Idee gekommen sein könnte, in der Rüstungsindustrie tätig sein zu wollen. Sie produziert Stinkbomben. Wenn ich jetzt noch wüsste, wie ich diesen besonderen Duft einfangen könnte, dann wäre mir schon sehr geholfen. Bis zu einem der Idee entsprechenden Geistesblitz, öffne ich das Fenster und trage meinen Teil zum Klimawandel bei. Es liegt etwas in der Luft …

1. 6.
Böse Stimmen in meinem Kopf behaupten, dass heute der meteorologische Sommerbeginn sei. Andere wiederum sind fanatische Antisportler und vertreten vehement die Ansicht, dass Müßiggang ebenfalls Bewegung sei. Ich jedoch stöbere scheinbar sinnlos im internationalen Digitalnetz, was jedoch durchaus stimmen könnte. Das Thema «Smart Home» fesselt meine erhöhte Aufmerksamkeit. Auf gut Deutsch das «Kluge Heim». Was es da nicht alles gibt! Der Kühlschrank bestellt Waren beim iPad an der Eingangstür. Wenn man dann ­allerdings etwas von der Liste vergessen haben sollte, verwehrt einem die Wohnungstür den Zutritt. Das ist nur ein kleines Beispiel dafür, dass es doch leider sehr viele oder immer mehr Leute gibt, die ihr Haupthirn gerne in eine Wolke auslagern. Dieter Hildebrandt hatte zu diesem Thema auch einiges zu sagen: «Der Computer rechnet mit allem, nur nicht mit seinem Besitzer.» Oder ebenfalls von ihm: «Computer sind Genieprothesen.»

5. 6.
Ich bin öffentlich unterwegs. Der von mir gewählte Bus ist sehr dicht besiedelt. In meinem Oberstübchen jagen aus irgendeinem, mir völlig unbekannten Grund diverse Statistiken durch die Gegend. Es muss außerdem dringend erwähnt werden, dass ich ständig gedanklich im Stress bin. Das Thema Statistiken ist allerdings so umfangreich, dass sich manche Menschen ­sogar ­einem Studium zu diesem Thema hingeben. Ich sehe derzeit im Bus niemanden, der chinesisch aussieht. Laut Statistik stammt jede vierte Person aus China. Wo sind die alle?! Etwa in China?! Immer wenn ich öffentlich verkehre, werde ich seltsam! Übrigens, da war noch das kleine Bergdorf in der Schweiz, in dem die Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr um 50 % stieg! Von zwei auf drei. Statistisch gesehen bin ich recht oft öffentlich unterwegs, aber das Verstehen von Statistiken überlasse ich lieber anderen.

16. 6.
Schon wieder ein Feiertag! Ich ­feiere ihn im Schweiße meines Angesichts. Habe ich zuerst geglaubt. Dann gelangte ich zur Feststellung, dass ich soeben aus der Dusche gestiegen bin und daher die Feuchte, als Schweiß getarnt, durchaus nicht ungewöhnlich sei. Der Mann im Spiegel wirkt älter als ich. First Lady ist dagegen, und zwar aus Prinzip. Außerdem hat sie gestern gelernt, dass es sich bei einem Globus keinesfalls um eine mobile Bedürfnisanstalt handelt. Also, außerdem ist es bitte Folgendes! Ich bin gespannt auf meinen Musik-Tipp. Burning Spear – Slavery Days.

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