«Schreiben war immer schon mein Ding»tun & lassen

Foto: © Mario Lang

Augustinerin Bettina Enzenhofer

Mit 18 zog ich von Steyr nach Wien, um Medizin zu studieren. Nach drei Semestern habe ich aber aufgehört, weil ich überall durchgefallen bin. In der Schule war ich Vorzeigeschülerin, das Medizinstudium habe ich aber nicht bewältigen können. So habe ich Publizistik studiert, ­danach Gender Studies. Ich wollte nicht Journalistin werden, aber habe Kommunikationstheorien ­geliebt. Irgendwann bin ich auf die ­feministische Zeitschrift an.schläge gestoßen, habe ­darin ein Stellenangebot für ein Praktikum gelesen und mich beworben. Dort blieb ich zehn Jahre. Mein Hauptjob neben dem Studium war etwas ganz anderes: Puppenspielerin im Figurentheater ­Lilarum. Heute arbeite ich an der TU Wien im Bereich Forschungsethik.
Schreiben war immer schon mein Ding. Den Traum, Schriftstellerin zu werden, habe ich schon lange aufgegeben. Beim Journalismus bin ich geblieben. Ich schreibe am liebsten zu den Themen Gesundheit, Körper, Medizin, Geschlecht und Sexualität – aus einer feministischen Perspektive. Irgendwann dachte ich, es wäre schön, wenn es ein journalistisches ­Medium gäbe, in dem es nur darum geht. So entstand die Idee zum Online-Magazin Our Bodies, das ich gemeinsam mit Brigitte Theißl seit einem Jahr mache. Der Name leitet sich vom weltweiten Bestseller Our Bodies, Ourselves (deutscher Titel Unser Körper, unser Leben) aus den USA ab, 1970 erschienen und noch heute Referenz für Frauengesundheit.
Über diese Themen schreibe ich auch gelegentlich für den Augustin als freie Autorin. Ich liebe die Haltung dieser Zeitung. Wenn ich den Augustin aufmache, weiß ich, es kann mir nichts passieren. Damit meine ich: Ich vermisse in den meisten Medien diese Haltung, die der Augustin hat, nämlich Aufmerksamkeit Themen und Menschen zu geben, die wirklich eine brauchen.
Was ich auch liebe: den Prater. Am liebsten fahre ich mit dem Clown. Als ich mit einer Freundin frisch in Wien war, waren wir sehr einsam. Wir wussten uns nicht zu helfen und sind zum Prater gefahren: Dort ist immer jemand. Ich gehe nach wie vor gerne mit Freund:innen hin. Der Prater ist laut, wild und erzeugt viele Eindrücke. Obwohl ich Reizüberflutungen normalerweise nicht mag, fühle ich mich vielleicht gerade deshalb dort sehr wohl.

Protokoll: Sónia Melo

In der nächsten Augustin-Ausgabe, am 7. Juni, ­lesen Sie eine Coverstory von Bettina Enzenhofer über Neurodiversität am Arbeitsplatz.