Schule, die nicht sozial ausgrenzttun & lassen

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Ein guter Start am Schulanfang wird sich angesichts der Teuerungen für viele Kinder heuer nicht ausgehen. 100 Euro und mehr kostet der Schulstart. Die Preise für Nachhilfe sind ebenfalls gestiegen. 225.000 Kinder leben in überbelegten Wohnungen ohne eigenen Platz zum Lernen, sich zu konzentrieren ein Faktor, der in den Bildungsstudien als wichtiger Indikator für Lernerfolg beschrieben wird. Und der Winter kommt: 83.000 Kinder leben in Wohnungen, die nicht angemessen warm gehalten werden können.

Das ist das eine. Da gibt es Handlungsbedarf. Das andere ist nun, wie die Schule damit umgeht.

Der soziale Status bestimmt in Österreich maßgeblich den Bildungsweg der Kinder. Je weniger die Eltern verdienen, desto eher wechseln die Kinder nicht in die AHS-Unterstufe, auch wenn sie laut Volksschulzeugnis die AHS-Reife hätten. Das setzt sich fort über die Oberstufe bis zum Studium. 80 Prozent der 10- bis 14-Jährigen aus armutsgefährdeten Haushalten besuchen eine Hauptschule, während der Anteil bei Kindern aus nicht armutsgefährdeten Haushalten 63 Prozent beträgt. Umgekehrt besucht nur ein Fünftel der Kinder (20 Prozent) aus armutsgefährdeten Haushalten eine AHS, aber fast 40 Prozent bei den nicht armutsgefährdeten. Zum Vergleich: Insgesamt ist das Verhältnis Haupt und Gym 70:30.

Wir haben eine im europäischen Vergleich geringe Kinderarmut, aber nur durchschnittliche Werte bei den sozialen Aufstiegschancen von Kindern aus ärmeren Haushalten. Das liegt an der Schulorganisation wie an der Unterrichtsqualität, genauso wie an der Schulraumarchitektur und der Lehrerausbildung. Das eine ist vom anderen nicht zu trennen. Die Schule hat eine zentrale Verantwortung dafür, ob die Bildungschancen vom Talent des Kindes oder vom Einkommen der Eltern abhängen.

Die Hälfte aller AHS- und BHS-SchülerInnen nimmt laufend Nachhilfeunterricht in Anspruch. Eine Schule, in der zu wenig gelernt und zu viel gelehrt wird, rechnet fix mit Nachhilfestunden anderswo. Das stellt in jedem Fall eine Benachteiligung für einkommensschwache und ressourcenarme Haushalte dar. Es braucht einen anderen Unterricht, der den für alle Beteiligten fatalen Kreislauf mit (Auswendig-)Lernen Prüfen Vergessen zu durchbrechen versucht; ein Unterricht, der statt Vergessensabschnitte zu produzieren, Lernprozesse gestaltet.

Die homogene Klasse als Idealbild der Schule, wo sich alle Kinder und Jugendlichen mit denselben Inhalten beschäftigen, ist eine Illusion, so Rudolf Meraner, Leiter des pädagogischen Instituts in Südtirol. Südtirol hat eine integrative gemeinsame Schule. Alle Kinder, ob sie Migrationshintergrund haben oder aus sozial benachteiligten Familien kommen, ob sie weniger oder sehr begabt sind, sind bei uns zu finden, erzählt der Direktor der Mittelschule in Bozen. Regellehrer müssen sich etwa auch mit Heil- und Sonderpädagogik auseinander setzen.

Es geht darum, die schwierigen Bedingungen im Elternhaus zu durchbrechen nicht zu verstärken. Wir brauchen eine Schule, die individuell fördert nicht sozial ausgrenzt.

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