«Seavas, wie geht’s dir?»tun & lassen

Nachruf auf Helmut Frössl (1979–2022)

Jetzt ist schon wieder was passiert, könnten wir Wolf Haas zitieren. Im Gegensatz zum erfundenen Tod im Krimi, haben wir beim Augustin leider wieder einen realen Sterbefall zu beklagen. Helmut Frössl, der den Augustin von 1998 bis 2020 verkaufte, starb am 1. Dezember in einem Wiener Krankenhaus. Obwohl Helmut den Straßenzeitungsverkauf seit dem Beginn der Corona-Pandemie aufgegeben hatte, blieb er dem Augustin treu. Oft schneite er herein, auf einen Kaffee im Vertriebsbüro, die eine oder andere Zigarette im Hof.
Bei Augustin-Veranstaltungen machte er sich gern nützlich. «Helmut war wirklich hilfsbereit», bestätigt auch Helga, seine Nachbarin und gute Freundin, die seit Jahren den Augustin ehrenamtlich unterstützt – was wir Helmut verdanken. «Nachdem mein Mann gestorben ist, hat er an meine Tür geklopft und gefragt, ob ich nicht zum Augustin mitkommen will.»
Aufgewachsen ist Helmut bei einer Pflege­familie im 22.. Gejobbt hat er u. a. in der Gastro und als Reinigungs­kraft, irgendwann wurde er ­obdachlos, lebte jahrelang auf der Straße. Schließlich konnte er eine ­kleine Gemeindewohnung in der Donaustadt beziehen. Nur 2014 verbrachte er ein paar Wochen unter ­einer ­Brücke im Stadtpark (davon erzählte er im Augustin Nr. 367).
Helga erinnert sich an einen Ausspruch Helmuts: «Wenn ich einmal 80 bin, kann ich sagen, ich hab’ mein Leben gelebt.» Nun hat Helmut Frössl sein ­Leben in etwas mehr als der halben Zeitspanne gelebt. Sein «Seavas, wie geht’s dir?» fehlt uns.

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