Augustiner Michael Bigus
Es ist jeder Auftrag lustig oder spannend, finde ich. Für den Augustin zu fotografieren ist speziell. Was ich spannend finde und warum ich es auch mache, ist, weil es ganz andere Sachen sind als die, die ich sonst als Auftragsarbeiten hätte. Es gibt auch eine unglaubliche Bandbreite. Fotografiert habe ich von Gebäuden über Menschen bis Veranstaltungen alles, sogar Türen und Pickerl. Ich finde es wichtig, dass ich nicht nur ein Foto zu irgendwas mache, also: Es gibt eine Story, die wird abgedruckt, und das ist es. Ich mag immer gern den Hintergrund wissen. Z. B. gab es vor drei Jahren eine Coverstory über den «Gemeinen Wohnbau» (Augustin 432), da ging es um Gemeindebauten, die Fotomotive waren Häuser. Warum Gemeindebau? Was ist speziell? Warum gemein?
Am liebsten fotografiere ich Architektur. Ich habe sechs Semester Architektur studiert auf der TU. Das habe ich dann abgebrochen und habe auf die Graphische (Graphische Lehr- und Versuchsanstalt, 1140 Wien) gewechselt, weil mich die Hülle tatsächlich mehr interessiert hat als das Innenleben, sagen wir einmal. Die Statikvorlesungen waren so trocken, so langweilig. Aber Architektur ist mir hängengeblieben. Am liebsten stehe ich in der Pampa und warte auf den richtigen Moment. Denn Fotografie ist, im Prinzip, auf den richtigen Moment warten.
Was ich gern machen würde, ist mehr mit Menschen zu arbeiten, nicht gestellt im Studio. Was mich während der Ausbildung beeinflusst hat, war sozialdokumentarische Fotografie der 1920er-, 1930er-Jahre. Die Themen, mit denen sie sich beschäftigt, sind so stark in ihrer Ausdruckkraft, dass man sich die Bilder nicht einfach emotionslos anschauen und sagen kann: Das ist ein schönes Foto. Zumindest geht es mir so. Da fängt es an zu rattern – warum, weshalb, wieso.
Ich mache auch Grafik, hauptsächlich für Unis und Kulturinstitutionen. Das geht in alle Richtungen, was man grafisch nur so machen kann. Ich sehe das als Ausgleich zum Spontansein bei der Fotografie.
Bei den f13-Aktionen passieren lustige Sachen, aber ich finde die Reaktionen der Leute noch viel interessanter. Das sind Sekundenbruchteile, wo man die Möglichkeit hat, das Foto zu machen, und das macht es dann so einprägsam.
Am liebsten fahre ich mit dem Rad, überall hin. Das ist gut, um den Kopf freizukriegen, es ist wie eine Mittagspause oder Kurzurlaub.
Protokoll: Jenny Legenstein
Foto: Carolina Frank