Semesterstart und WohnungsnotBoulevard-Blog

Boulevard-Blog vom 04.10.2023

Das erste Semester an der Uni bedeutet für viele auch den Umzug in die erste eigene Wohnung. Doch der Wohnungsmarkt in Wien ist umkämpft wie nie zuvor. Wie man jetzt noch etwas findet und warum es sich lohnt, sich von der österreichischen Hochschüler:innenschaft beraten zu lassen.

«Am Ende war die Lösung typisch österreichisch: Freunderlwirtschaft halt.» Fabian ist 24 und kommt aus Saalfelden/Salzburg. Der gelernte Elektriker schlägt gerade den zweiten Bildungsweg ein und ist als Erstsemestriger im Studienfach «Biologie» an der Uni Wien eingeschrieben. Die letzten zwei Monate hat er gezwungenermaßen mit der Wohnungssuche verbracht. «Ein WG-Zimmer, möglichst zentral, maximal 550 bis 600 Euro Miete», lauteten seine Vorstellungen für das neue Leben in Wien.

Enormer Andrang bei WG-Zimmern

Über 50 Anfragen habe er auf der Internetplattform «wg-gesucht» verschickt, die meisten davon blieben unbeantwortet. Zu groß war der Andrang, zu hoch die Konkurrenz. Zu einem der wenigen Besichtigungstermine erschienen neben Fabian neun weitere Anwärter:innen für ein WG-Zimmer. «Ein Bewohner hat mir dann erzählt, dass es eine Stunde nach dem Online-Stellen der Anzeige bereits über 100 Anfragen dafür gab. Wie soll man da noch eine reelle Chance haben?», fragt Fabian. Am Ende hatte er Glück: Eine Woche vor Semesterbeginn kam er durch Kontakte doch noch an eine leistbare 35 Quadratmeter Wohnung.

Studieren muss man sich leisten können

Durch seine vormalige Berufstätigkeit und das Selbsterhaltungsstipendium kann sich Fabian für Studierende sogar überdurchschnittliche Mietkosten leisten. Und dennoch war die Wohnungssuche «zeitintensiv und schwierig», sagt der 24-Jährige. Damit ist er kein Einzelfall, stellt Simon Neuhold von der Österreichischen Hochschüler:innenschaft klar: «Die Situation am Wiener Wohnungsmarkt ist jetzt schon schlimmer als in den letzten Jahren. Wir leben in einer Phase der Teuerung, und die Mietpreise gehen durch die Decke. Leider steigen auch die Preise in den Studierendenheimen, weil es hier mittlerweile sehr viele private Anbieter:innen gibt. Bei den Studienbeihilfen wird hingegen gespart. Dabei wissen wir durch die letzte Studiensozialerhebung, dass bereits vor Corona, vor der Ukraine-Krise und der einhergehenden Teuerung zwei Drittel aller Studierenden an oder unter der Armutsgrenze gelebt haben.»

ÖH-Wohnrechtsberatung wird aufgestockt

Dass sich seit der Erhebung der Daten im Jahr 2019 die Situation nicht verbessert, sondern verschlechtert habe, zeigen Berichte aus dem ÖH-Sozialreferat. «Wir haben so viele Anfragen wie noch nie. Daher wird die Kapazität der ÖH-Wohnrechtsberatung gerade verdoppelt», erklärt Neuhold. Neben der schwierigen Situation am Wohnungsmarkt selbst seien auch oft zwielichtige Vertragsabschlüsse ein Problem. «Wenn junge Menschen zum ersten Mal einen Vertrag abschließen, dann werden sie oft über den Tisch gezogen. Aktuell sehen wir das z. B. in Zusammenhang mit der Abschaffung der Maklerprovision: Die Kosten dafür werden dann beispielsweise in die Nebenkosten miteingerechnet – was natürlich nicht ok ist.»

Es sei daher immer gut, einen Vertrag zur Durchsicht an die ÖH zu schicken, sagt der stellvertretende Vorsitzende der Hochschüler:innenschaft: «Wir haben dafür Mietrechtsexpert:innen in unserem Team, die sich dem annehmen.» Auch sonst soll man sich mit Problemen bei der Wohnungssuche oder Finanzierung an die jeweilige Studierendenvertretung wenden, sagt Neuhold: «Wir sind gut vernetzt und helfen dir, eine Wohnlösung zu finden. Außerdem empfehlen wir jedem, Förderungen wie die Studierendenbeihilfe anzusuchen.» Hier kommt man zu einer Liste von Studierendenheimen in Wien. Ein Tipp ist auch das Schwarze Brett der ÖH: «Hier findet man online Wohnungs- und WG-Zimmer-Inserate, die bereits von unserer IT kontrolliert wurden.»

Biologiestudent Fabian erfährt in unserem Gespräch zum ersten Mal von diesen Angeboten der ÖH. «Vielleicht müsste man sowas für Erstsemestrige leichter zugänglich machen – direkt auf der Website der jeweiligen Uni z. B.» So hätte vielleicht auch er schon früher eine passende Bleibe gefunden.

 

Falls du gerade auf der Suche nach einem WG- oder Studierendenheimzimmer in Wien bist, haben wir hier eine Liste von Angeboten zusammengestellt, bei denen es aktuell noch Kapazitäten gibt:

Wohnangebote vom Verein Kolping Österreich:
https://www.kolping.at/wohnen

Alternatives Wohnkonzept Wohnbuddy:
https://www.wohnbuddy.com/

Heimdatenbank der AK OÖ:
https://www.oeh.ac.at/ueber-uns/oeh-vor-ort/wohnheime

Schwarzes Brett der ÖH:
https://schwarzesbrett.oeh.ac.at/wohnen/liste.html

Liste gemeinnütziger Studienheime (ÖH) mit Checkliste:
https://www.oeh.ac.at/ueber-uns/oeh-vor-ort/wohnheime

Wohnheim Club International:
http://www.ci.or.at/wohnheim.html

 

Symbolfoto: Lena Öller
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