Neues von Frau Gschistibohavitschek
Ja, ich weiß. Ich jammere auf hohem Niveau. Immerhin kann ich mir eine Rechtsschutzversicherung leisten.
Eben jene hat mir letztens die Liebe aufgekündigt. Sie nehmen zu viel Leistung in Anspruch, sagte der Versicherer im März, wenn Sie nicht ab sofort eine höhere Prämie zahlen, kündigen wir den Vertrag nach Ablauf eines Monats. In dem Bewusstsein, ganz sicher nicht zu viel Leistung in Anspruch genommen zu haben, rief ich meinen Makler an mit der Bitte, mir bei einem Mitbewerber eine neue Versicherung zu organisieren.
Das war naiv. Denn selbstverständlich tauschen sich die Versicherungsunternehmen untereinander aus, Datenschutz hin oder her: Wenn du bei einem Versicherer rausfliegst, musst du dem anderen erst mühsam beweisen, dass du nicht die Rübe bist, als die sie dich einschätzen.
Der Makler kratzte sich also am Kopf und ging der Sache nach. Es stellte sich heraus, dass meine Versicherung einen Fehler gemacht hatte und ich obigen Schimmelbrief zu Unrecht erhalten hatte. Weil heutzutage niemand mehr die Plausibilität kontrolliert, sondern computergesteuerte Serienbriefe ungehindert die Frankiermaschine passieren, Fehler hin oder her.
Ich jedenfalls, gerade in der Stimmung mich aufzuregen, rief Ende März bei meinem Versicherer an und erklärte der Stimme in der Leitung den Sachverhalt: Ich will meinen Vertrag zu den derzeitigen Bedingungen aufrecht halten! Das verstehe ich, sagte die Stimme, ich werde alles Notwendige veranlassen. Einige Tage später, Anfang April, kam ein Serienbrief: Wir bedauern von Ihrer Kündigung zu hören, aber so einfach geht das nicht. Wir prüfen die Sachlage, bis dahin muss Ihr Vertrag aufrecht bleiben. Sie hören von uns. Aha. Ich konnte mir also Zeit lassen mit meiner Antwort: He, Sie wollten doch mich rausschmeißen, also bleiben wir dabei, darauf bestehe ich jetzt. Im Hintergrund mittlerweile die Zusage des neuen Versicherers, sonst wäre ich vielleicht ein bisserl weniger rotzig gewesen.
Einige Wochen später, Ende April, wieder ein Serienbrief: Wie wir bereits angekündigt haben, haben wir, mittlerweile rückwirkend, Ihren Vertrag aufgelöst. Aha, dadurch entsteht für Sie jetzt eine Versicherungslücke? Oje. Einige Wochen Wartezeit bis zur neuen Versicherungspolizze, zum Glück ohne Schadensfall. Dazwischen, Mitte Mai, ein Serienbrief vom alten Versicherer: Sie nehmen zu viel Leistung in Anspruch, wenn Sie nicht ab sofort eine höhere Prämie zahlen, kündigen wir den Vertrag nach Ablauf eines Monats.
So viel Chuzpe hätte ich dem Computer gar nicht zugetraut.