Sinnerfassend lebenDichter Innenteil

In der Schule fällt oft der Begriff des sinnerfassenden Lesens. Statistiken sagen, dass erschreckend viele Menschen nicht sinnerfassend lesen können. Das sinnerfassende Hören wird dabei nicht erwähnt, gehört aber wohl dazu, da werden die Statistiken nicht viel Besseres zeigen. Beispiele sind immer und oft zu hören. Als Folge erscheint es logisch, dass nicht verstandene Fragen nicht sinnerfasst habende Antworten erübrigen, die sind manchmal sehr lustig sogar. Man vergisst die Antworten zwar sehr schnell wieder, weil sie eben Unsinn sind, aber vielen scheint das gut in den Kram zu passen, die finden das gut, vielleicht weil es unkompliziert ist, und wählen das dann auch.Ein Politiker wurde kürzlich vor einer Wahl interviewt. Er hat auf Plakate geschrieben, dass es keine weiteren Moscheen in seinem Bundesland mehr geben darf und alle im Bau befindlichen sofort mit Baustopp belegt werden müssen. Die Journalistin erklärte ihm, dass es in diesem Bundesland nur eine in Bau befindliche und keine einzige fertige Moschee gibt, und was er damit sagen möchte. Er brabbelte darauf etwas von Gebetsräumen. Jedenfalls war es großer Unsinn, und die Antworten insgesamt hätten in der Schule eher schlechte Noten verursacht, aber dort war dieser Mann überschaubar lange, wie zu lesen steht. Was im Prinzip egal ist, es gibt unglaublich viele kluge Menschen, die keine Schul- und Universitätskarrieren hinter sich haben, während sich bei mindestens ebenso vielen Menschen mit akademischen Graden die Frage stellt, welche Universität sich für sie genieren sollte. In diesem Fall dürfte die Person aber doch einschätzbar sein.

Ein anderer Politiker, diese Geschichte ereignete sich nach der Wahl, beendet seine Funktion als Geschäftsführer seiner Bundespartei. Jahrelang predigte er die Unmöglichkeit einer Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen des oben genannten Migrationsexperten. Nun übersiedelt er in ein kleines Bundesland als Landtagspolitiker geradewegs in eine Koalition mit denselben. Auf die Frage, wie es denn vereinbar wäre, sich als Bollwerk gegen eine Partei zu bezeichnen und gleichzeitig mit ihr zu koalieren, meinte er tatsächlich, immer noch ein Bollwerk gegen diese Partei zu sein. Ich habe vorsichtige Zweifel, dass es dieser Koalition besonders gut gehen wird. Ich hege gar keinen Zweifel, dass dieser Politiker in der Schule gröbste Probleme und seine Eltern wohl einige pädagogische Sondersitzungen mit dem Lehrkörper hätten. Sein Chef meinte übrigens parallel dazu, dass die Partei klar auf Linie sei. In diesem Fall hat er die aktuellen Geschehnisse offenbar nicht sinnerfassend beobachtet.

[Zwi-Ti] Politik als Spiel

Von seinem Koalitionspartner auf Bundesebene ist derweil sinnverbreitend auch nichts zu hören, sie betrachten Politik als Spiel, das fällt gar nicht mehr auf. Die Geschichte hat gezeigt, was sie können: Mit dem Versprechen zum Gang in die Opposition den Kanzler stellen, mit allen Mitteln, ohne Rücksicht auf Verluste. Die in Zusammenarbeit mit dieser Abteilung rechts außen beeindruckend sind, auf mehreren Ebenen. Der Abbau menschlicher und atmosphärischer Temperatur ist nachhaltig fühlbar. Die quasi Solovorstellung der rechten Kollegenschaft im südlichsten Bundesland mit treuherziger Beobachtung der Bundesregierung, die teils dieselben Protagonisten beherbergt hat, brachte schließlich eine Bank mitsamt dem ganzen Bundesland auf den Erfolgskurs, der noch länger die Börsen der Steuerzahler beschäftigen wird.

Nun bleibt noch abzuwarten, ob nicht gerade jetzt vom ewigen Talent in der Politik zum richtigen Zeitpunkt eine Debatte über, sagen wir, Kaugummiautomaten losgetreten wird, weil Kinder sich nachhaltige Handgelenksabnützungen vom Hebeldrehen aufreißen könnten, nicht Karies. Das wäre wiederholtes Scheitern an sinnerfassendem Begreifen von Themen problemspezifischer Aktualität und deren sinnvoller Reihenfolge. Wobei das Angebot an den Koalitionspartner in der Bundeshauptstadt, sich doch gleich vor der Wahl zu einer weiteren Zusammenarbeit zu bekennen, starke Zweifel aufkommen lässt, ob noch irgendwo die Kirchen im Dorf stehen. Der Stephansdom scheint den ersten Bezirk verlassen zu haben.

Versehen wir alle Nachrichtensendungen mit einem X. Das ist nichts für Kinder. Da lernen die nur die flaschen Menschen und deren sinnerfassende politische Defizite kennen. Diesen Freudschen Verschreiber lasse ich jetzt einfach so stehen, ok?