Solidarität ist nicht leistbarArtistin

Das teuflische System des Menschenhandels

Aussteigen soll sie, aus der Prostitution, aus der Abhängigkeit von ihrer «Madame», das fordert ihr österreichischer «Freund» von Joy, einer jungen Frau aus Nigeria, die in der Wiener Peripherie auf den Strich geht.Eine NGO bietet ihr Beratung und Unterstützung, um aus dem kriminellen Geflecht von Schlepperei und sexueller Ausbeutung zu entkommen. Doch was kann Joy als Gegenleistung erwarten? Selbst wenn sie mithilft, ihre Zuhälterin vor Gericht zu stellen, kann ihr nicht einmal eine Aufenthaltsgenehmigung garantiert werden, und ein Leben in Gefahr droht ihr allemal. Solidarität mit ihren Leidensgenossinnen kann sich Joy (Joy Alphonsus) nicht leisten, wenn sie etwa ihre neue Kollegin Precious (Precious Sanusi) in Schutz nimmt, wird sie umgehend bestraft – ein teuflisches System.

Sudabeh Mortezai zeigt in ihrem Spielfilm Joy ein perfides Ausbeutungsnetzwerk, in dem sowohl Profiteurinnen wie Opfer Frauen sind. Junge afrikanische Frauen werden nach Europa geschleust, wo sie als Prostituierte ihre hohen Schulden fürs Schleppen und die «Opportunity» abarbeiten. Die Frauen und ihre Familien wissen, auf welche Weise sie ihr Geld verdienen werden. Mit physischer Gewalt, psychologischem Druck, Erpressung und der Hoffnung auf ein gutes Leben werden die Frauen an der Stange gehalten. Drahtzieherinnen der kriminellen Netzwerke sind weibliche Zuhälterinnen.

Wie in ihrem vorigen Film Macondo arbeitete Mortezai mit Laiendarsteller_innen und einem Script mit viel Raum zur Improvisation, gedreht wurde u. a. auch an Originalschauplätzen innerhalb der nigerianischen Community in Wien (z. B. bei einem Gottesdienst), dadurch wirkt der Film geradezu dokumentarisch.

Was Joy erzählt, ist leider Realität. Eine einfache Lösung gibt es nicht, denn die Ursache der Problematik ist nicht die Geldgier einzelner, sondern die Ausbeutung des Südens durch den Norden.

Ab 18. Jänner in österreichischen Kinos

Filmvorführungen mit anschließender Diskussion: 21. Jänner im Votivkino, Beginn: 20 Uhr und am 23. Jänner im Village

Cinema Wien Mitte, Beginn: 19.30 Uhr

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