Sommer, Sonne, Mähbootfahrenvorstadt

Mähboote auf der Alten und Neuen Donau sind Amphibienfahrzeuge (Foto: © Susi Mayer)

Wiener Berufung (September '23)

Ein lautes Rattern, dann ein absterbender Motor. «Nau? Heit mog er net!» Der Mann in Gelb startet das Amphibienfahrzeug neu und gleitet damit ins Wasser. Sein Kollege Denis Kozlica schafft es schon beim ersten Anlauf. Kozlica ist seit 2018 im Team des Makrophytenmanagements der Stadt Wien. Auf Deutsch: Er ist Profi im Mähbootfahren. Und Experten wie ihn braucht es, denn die Alte und Neue Donau wären sonst von Wasserpflanzen überwuchert. Alle Arbeiter auf den Booten brauchen das 20-Meter-Schiffsführerpatent für Seen und Flüsse. Dann erst geht es ans Handling der Maschinen. Wer Joysticks bedienen kann, ist klar im Vorteil. Der heutige Einsatzplan sieht Mäharbeiten um die Kagraner Brücke vor. Wo sich abends Verliebte kleine Boote für romantische Ausflüge ausborgen, geht um 7 Uhr früh die Post ab: Mehrere Mähboote sind im Einsatz. Mit vier Meter breiten Messern, die wie elektrische Heckenscheren aussehen, schneiden sie Wasserpflanzen in bis zu zweieinhalb Metern Tiefe. Denis Kozlica sammelt mit seinem Fahrzeug die losen dahintreibenden Pflanzenteile mit einem großen Fangrechen ein. Allein aus der Alten Donau werden so 2.000 Tonnen im Jahr geholt. Endstation: Die Kompostieranlage in der Lobau.
«Das ist mein absoluter Traumjob», sagt Denis Kozlica, sein braun gebranntes Gesicht strahlt über beide Ohren. «Du bist den ganzen Tag an der frischen Luft und auf dem Wasser. Wenn du in der Früh um 6 beginnst, siehst du manchmal Biber. Schwäne, Enten sowieso.» Reines Gaudium ist sein Beruf jedoch nicht: Das Bedienen der Maschinen erfordert Geschick, Amphibienfahrzeuge können ihren Schwerpunkt verlagern – zum Mähen nach vorne, zum Abladen nach hinten. Windige Tage sind besonders anspruchsvoll, da die Pflanzen schneller davontreiben. Und Mähbootfahrer sind gefragt: Die ersten Arbeiten starten im Februar, gemäht wird von April bis Oktober. Die Hälfte der Männer (die einzige Frau ging letztes Jahr in den Ruhestand) kommt wieder, der Rest wird jährlich neu ausgebildet.