Sorgloser Urlaub, harte Saisonarbeitvorstadt

Tücher in Bügelmaschinen einspannen, täglich, eine Saison lang (Filmstill: Vista Mare / Filmladen)

Dokumentarfilm Vista Mare

Wo sich im Sommer Liege an ­Liege, Sonnenschirm an Sonnenschirm reiht, ist in der kühleren Jahres­hälfte nicht viel los. Leer sind Strände und Hotels, Bars und Kioske. Lange bevor die ersten Tourist:innen Sonne, Sand und Meer genießen, beginnen die Vorbereitungen auf die Sommersaison. Bagger und Pumpen sind im Einsatz, um den perfekten Strand mit Lagune zu schaffen. Strandmobiliar wird auf Funktionsfähigkeit getestet und repariert, alles wird gereinigt, angeliefert, aufgebaut. Als letzter Schliff wird noch die Leuchtschrift abgestaubt, das Personal trifft ein. Schließlich kommen die ersten Tourist:innen.
In ihrer essayistischen Doku Vista Mare bringen Julia Gutweniger und Florian Kofler das Werken, das nötig ist, um Feriengästen einen sorglosen Urlaub am Meer zu ermöglichen, auf die Leinwand. Die Filmer:innen enthalten sich eines Kommentars, verlassen sich auf die Kraft der Bilder, Töne und Gespräche. Von Februar bis Oktober begleiteten Gutweniger und Kofler Menschen, die – oft hinter den Kulissen, unbemerkt von Urlauber:innen – an der nördlichen Adria Italiens als Saisonarbeiter:innen tätig sind. Servicepersonal, Putzkolonnen, Küchenhilfen, Animateur:innen, Life Guards, Securitys, DJs, fliegende Händler, Zimmermädchen, Delphintrainer:innen, Frauen, die riesige Wäscheberge sortieren, die Ausruferin für verlorene Kinder, Leute, die darauf achten, dass Kinder und Erwachsene die großen Wasserrutschen richtig benutzen … Einmal demonstrieren Saisonarbeiter:innen für bessere Arbeitsbedingungen, legale Anstellungen und höhere Löhne.
Irgendwann ist der Sommer zu Ende, die Luft ist draußen aus der Hüpfburg, die Topfpalmen werden ins Winterquartier ­gebracht. «Einen schönen Winter», wünscht man noch am allerletzten Arbeitstag. Dann hat das Meer den Strand wieder für sich allein.

Vista Mare
Regie: Julia Gutweniger, Florian Kofler
Ab 5. April im Kino